Die sonst übliche Belebung der Baubranche im Frühjahr blieb heuer aus, weil wegen des milden Winters viele Bauleistungen schon im ersten Quartal erbracht wurden.

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Wiesbaden – In der größten Volkswirtschaft Europas geht es mit der Wirtschaft weiter bergab. Handelskonflikte und eine schwächere Weltkonjunktur haben die exportabhängige deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal schrumpfen lassen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) fiel von April bis Juni um 0,1 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag eine frühere Schätzung bestätigte. Zum Jahresauftakt war Europas größte Volkswirtschaft noch um kräftige 0,4 Prozent gewachsen.

Schrumpft die Wirtschaft im laufenden Sommerquartal erneut, sprechen Experten von einer Rezession. Die jüngsten Konjunktursignale stimmen pessimistisch: Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im August auf den schlechtesten Wert seit fast sieben Jahren, weil die Schwäche der Industrie zunehmend auf die Dienstleister überzugreifen droht.

Gebremster Außenhandel und investierende Unternehmen

Der Außenhandel bremste im Frühjahr das Wachstum, da die Exporte im Vergleich zum Vorquartal mit 1,3 Prozent stärker zurückgingen als die Importe mit 0,3 Prozent, erklärte das Statistikamt. Die Verbraucher konsumierten dagegen angesichts von Rekordbeschäftigung und steigenden Löhnen mehr und erwiesen sich als Konjunkturstütze: Die privaten Konsumausgaben lagen 0,1 Prozent höher als zu Jahresbeginn. Auch der Staat steigerte seine Konsumausgaben – und zwar um 0,5 Prozent.

Die Unternehmen investierten außerdem mehr. Die Bauinvestitionen schrumpften allerdings um ein Prozent: Wegen des milden Winters wurden viele Bauleistungen schon im ersten Quartal erbracht, die sonst übliche Frühjahrsbelebung am Bau fiel daher aus.

Trotzdem 45 Milliarden Überschuss

Trotz drohender Rezession steuert der deutsche Staat das sechste Jahr in Folge auf einen Budgetüberschuss zu. Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherung nahmen im ersten Halbjahr 45,3 Milliarden Euro mehr ein, als sie ausgaben. Im Jahr davor belief sich der Überschuss auf fast 52 Milliarden.

Der Überschuss entspricht diesmal 2,7 Prozent des BIP. "Die Haushalte von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen konnten damit weiterhin insbesondere von einer günstigen Beschäftigungsentwicklung profitieren", erklärten die Statistiker. (APA, red, 27.8.2019)