Die Berliner Senatorin Katrin Lompscher.

Foto: APA/dpa/Christoph Soeder

Ob sie den inoffiziellen Titel tatsächlich angestrebt hat – man weiß es nicht. Jedenfalls ist der Berliner Linken-Politikerin Katrin Lompscher eines gelungen: Sie ist jetzt Deutschlands berühmteste Senatorin.

Nicht nur in der Hauptstadt, wo die 57-Jährige die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen leitet, sondern in ganz Deutschland spricht man über ihre Pläne, die Mieten in Berlin bei acht Euro pro Quadratmeter zu deckeln und damit in einer nie dagewesenen Weise ins Eigentumsrecht von Vermietern einzugreifen.

"Die Kommunisten kommen", titelte die linksalternative Tageszeitung (Taz) und zeigte Lompscher auf Seite eins wie auf einem sowjetischen Propagandaplakat. Darunter gibt es ein Zitat des FDP-Politikers Sebastian Czaja: "Die Linke brennt die Stadt nieder." Lompscher selbst gibt sich vom Rummel unbeeindruckt und erklärt, sie werde jetzt ihre Pläne konkretisieren.

Dass der Aufschrei gegen sie so laut ist, hat noch andere als inhaltliche Gründe. Im Gegensatz zu anderen Berliner Linken-Größen, die aus Westdeutschland kommen, ist Lompscher nicht nur eine waschechte Ostfrau, sondern war in der DDR auch Mitglied der Staatspartei SED. So mancher wähnt sie daher immer noch in der Nähe des Kommunismus.

Vom Fach

Eigentlich ist Lompscher vom Fach. Als Diplomingenieurin für Städtebau arbeitete sie an der DDR-Bauakademie. In die SED trat sie als 19-Jährige ein, blieb nach der Wende bei der PDS und wanderte mit zur Linken. Von 2006 bis 2011 war sie in Berlin Gesundheitssenatorin.

Als sie sich in der Zeit als Genussraucherin bezeichnete, gab es Kritik, aber bei weitem nicht so viel wie jetzt.

Richtig angeeckt ist Lompscher vor allem als Wohnungssenatorin ab 2016. Kurz nach Amtsantritt musste der von ihr berufene Staatssekretär Andrej Holm wieder gehen, weil er seine frühere Stasi-Tätigkeit verschwiegen hatte. Er berät Lompscher aber mittlerweile wieder.

Punkten kann Lompscher natürlich bei all jenen, die in Berlin über Wuchermieten stöhnen. Kritiker werfen ihr aber immer wieder vor, sich eher um die Vergünstigung des Bestandes zu kümmern, aber nicht ausreichend um Neubauten. "Nichtbausenatorin" und "Bauverhinderungssenatorin" wird sie genannt.

Originell fanden viele, was Lompscher am 6. April machte. Sie nahm an der Großdemo gegen "Mietenwahnsinn" teil – und protestierte damit auch gegen sich selbst. (Birgit Baumann, 27.8.2019)