Bild nicht mehr verfügbar.

Joe Pesci (links) und Robert De Niro in Martin Scorseses "The Irishman", der vor dem Netflix-Debüt für einen eingeschränkten Zeitraum ins Kino kommen soll.

Foto: Netflix/AP/Niko Tavernise

Martin Scorseses mit Spannung erwartetes Mafiadrama "The Irishman" mit Robert De Niro und Al Pacino ist einer von zehn Filmen, die Netflix im Herbst noch vor dem Streamingdebüt in den USA ins Kino bringt. Für die Kinoauswertung der zehn Produktionen ist laut dem Branchenmagazin "Variety" ein Zeitraum zwischen zwei Wochen und einem Monat geplant. Netflix will damit nicht zuletzt Oscar-Chancen für Filme wie Steven Soderberghs "The Laundromat" mit Meryl Streep und Gary Oldman oder Noah Baumbachs "Marriage Story" mit Scarlett Johansson und Adam Driver aufrechterhalten.

Scorseses breit angelegte Mafisaga "The Irishman" um das Verschwinden von Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa erlebt seine Weltpremiere als Eröffnungsfilm des renommierten New York Film Festival am 27. September. Danach soll der Film, dessen Produktion bis zu 200 Millionen Dollar gekostet haben soll, am 1. November in ausgewählte unabhängige Kinos kommen. Erst ab 27. November ist er dann auch auf Netflix abrufbar.

Kinoketten fordern längere Auswertung

Netflix verfolgt damit eine ähnliche Strategie wie schon bei Alfonso Cuaróns mit drei Oscars ausgezeichnetem Film "Roma". Ungelöst bleiben damit allerdings die Spannungen zwischen Netflix und traditionellen US-Kinoketten wie AMC und Cineplex, die ein Fenster von 90 Tagen zwischen dem Kinostart und der Streamingauswertung fordern. Dass "Roma" beim Rennen um den Oscar für den besten Film des Jahres schließlich leer ausging, wurde laut dem "Hollywood Reporter" von vielen auch als Kritik an der kurzen Kinoauswertung interpretiert.

Im vergangenen Jahr hat Netflix neben "Roma" nur drei weitere Filme für kurze Zeit auch ins Kino gebracht: "Bird Box", "Mowgli" und den Western "The Ballad of Buster Scruggs" der Gebrüder Coen. Damit sich ein Film für eine Oscar-Nominierung qualifizieren kann, muss er zumindest sieben Tage im Los Angeles County in einem Kino laufen. Nicht nur traditionelle Kinoketten, auch wahlberechtigte Mitglieder der Oscar-Akademie haben einen solchen Zeitraum in der Vergangenheit als zu kurz kritisiert. Netflix wiederum will zwar seine Produktionen möglichst rasch auf seiner Plattform streamen, allerdings ohne auf prestigeträchtige Kinopremieren und Preise samt der entsprechenden Publicity zu verzichten.

Zumindest für Scorseses dreieinhalbstündige Saga "The Irishman", die schon jetzt als Oscar-Anwärter hoch gehandelt wird, hat Netflix bereits einen erweiterten Kinoeinsatz über die Streaming-Premiere hinaus in Aussicht gestellt. (glicka, 28.8.2019)