Gerade in das Land des größten Klimawandelleugners der Spitzenpolitik führt die Reise der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg. Den US-Präsidenten will die junge Frau erst gar nicht treffen, ein Gespräch sei Zeitverschwendung, sagte die 16-Jährige sinngemäß.

In der Nation der Kohle und großer Geländewagen hat die Schwedin auch so mit ordentlichem Gegenwind zu rechnen. "Die Welt lacht über diese Greta-Scharade", twitterte etwa Donald-Trump-Vertrauter Steven Milloy. Bereits im Jänner machte er sich über die Atlantiküberquerung der "Teenagermarionette", wie er Thunberg nennt, lustig. Eine Reise mit dem Kreuzfahrtschiff sei wesentlich klimaschädlicher als mit dem Flugzeug, so Milloy. Dass Thunberg nie vorhatte, mit einem Luxuskreuzer in die USA zu reisen, ist für jemanden wie Milloy natürlich nebensächlich. Mit Fakten hat es der Fox-News-Kommentator nicht so. Immerhin ist er auch der Meinung, dass der Mensch nur einen minimalen Einfluss auf das Klima hat.

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Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg ist am Mittwochnachmittag (Ortszeit) in den USA eingetroffen. Ihr berühmtes Schild mit der Aufschrift "Schulstreik für das Klima" hat sie dabei.
Foto: Reuters/ANDREW KELLY

Fakten spielen bei der Debatte um die 16-Jährige insgesamt eine untergeordnete Rolle. Den Kritikern geht es vielmehr darum, die Aufmerksamkeit von dem Thema wegzulenken, um das es eigentlich geht: dass sich unser Planet erhitzt und die Politik tatenlos zusieht, weil mutige Schritte bedeuten würden, Teile der Wählerschaft und vor allem Parteispender aus Wirtschaft und Industrie zu vergrämen.

Konservativer Thinktank

Die hämischen Kommentare kommen nicht von ungefähr – sondern genau von jenen Wirtschaftslobbyisten. "Greta = Evil", also böse, twitterte etwa Patrick Moore, Vertreter der Lobbygruppe CO2-Coalition. Der konservative Thinktank vertritt die Meinung, dass CO2 wichtig für Mensch und Umwelt ist. Da passt die Botschaft der 16-Jährigen, dass der weltweite Treibhausgasausstoß radikal reduziert werden muss, so gar nicht ins Konzept. Die Financiers der Organisation wären wohl die Ersten, die von ambitionierter Klimapolitik getroffen werden würden. Dazu zählt etwa Koch Industries, die zweitgrößte nicht börsennotierte Gesellschaft der USA, die ihr Geld mit Erdöl verdient.

Der Hass gegen die junge Frau ist aber nicht nur unter jenen verbreitet, die weiter fleißig emittieren wollen oder am Klimawandel zweifeln. Auch von Menschen, die eigentlich den Klimaschutz befürworten, wird die Aktivistin stark angefeindet – auch im STANDARD-Forum. Natürlich muss nicht jeder Thunberg toll finden. Wer sich aber dem Mobbing anschließt, unterstützt damit jene, die klimafreundliche Maßnahmen partout vermeiden wollen. Laute Kritiker sollten sich außerdem die Frage stellen: Wie viel Hass ist einer 16-Jährigen zumutbar?

Natürlich ist es einfacher, sich über eine junge Frau zu mokieren, anstatt tatsächliche lösungsorientierte Politik zu machen oder sich selbst für den Klimaschutz zu engagieren. Dafür bräuchte es nämlich Mut. Und davon hat die Jugendliche deutlich mehr als die meisten Erwachsenen.

Thunberg macht jedenfalls genau das Richtige: Sie ignoriert hämische Kommentare und investiert ihre Energie lieber in die Sache, um mehr Bewusstsein über die globale Erwärmung zu schaffen. Und das ist wichtig. Der Klimawandel wird nicht eingedämmt werden, wenn wir uns jenen widmen, die nur heiße Luft verbreiten. Vielmehr müssen sich jene zusammentun, die in der Debatte wirklich etwas weiterbringen möchten. (Nora Laufer, 28.8.2019)