Bild nicht mehr verfügbar.

Die Brände am Amazonas begünstigen künftige Dürren, sagt ein Experte der Boku.

Foto: reuters

Die tausenden teilweise von Menschen gelegten Brände im Amazonas-Regenwald könnten künftige Dürren begünstigen und damit einen Teufelskreis in Gang setzen. Denn Verdunstungseffekte sind in der Region ein wichtiger Treiber für Regen. Nimmt die Waldfläche ab, dann gehen Niederschläge zurück, was wiederum Dürren und damit Brände begünstigt, sagt Harald Vacik vom Institut für Waldbau der Wiener Universität für Bodenkultur.

"Wann die Lage kippt, ist schwer zu sagen", so der Forstexperte. Prinzipiell seien manche Ökosysteme wie im Amazonas-Gebiet auf Brände zur Verjüngung angewiesen, diese seien Teil der Dynamik. Problematisch werde es, wenn Brände in zu großem Ausmaß und zu häufig auftreten. "Dann kann sich der Wald nicht mehr erholen." Verschlimmert werde die Lage auch durch den Klimawandel, der zu längeren und früheren Trockenperioden führe und die Anzahl an potenziell brandauslösenden Blitzschläge erhöhe.

Sind Großbrände wie derzeit in der Amazonas-Region einmal im Gang, kann der Mensch nur noch wenig zur Löschung beitragen. "Der Mensch ist in seinem Wirken nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Lediglich ein paar Tage Regen könnten echte Milderung bringen", sagt Vacik. Dabei würden nämlich Wassermassen freigesetzt, die mit Löschmitteln nicht aufgebracht werden können.

Erholung dauert Jahrzehnte

Dass der Regenwald sich wieder erholt und aussieht wie vor den Bränden, sei prinzipiell möglich, würde aber Jahrzehnte in Anspruch nehmen. "Greift der Mensch fördernd ein, könnte sich der Zeitraum auch verkürzen", sagt Vacik. Allerdings sei eine Rückverwandlung meistens nicht von erhöhtem Interesse. Schließlich seien brandgerodete Böden extrem fruchtbar für die Landwirtschaft und damit bei Sojabauern und Viehzüchtern begehrt.

Prinzipiell möchte der Experte die Brände im Amazonas-Regenwald nicht überdramatisieren. "Es hat schon Jahre gegeben, wo ähnlich große Brände auftraten. Sie sind fraglos bedeutend, und das Jahr ist noch nicht um, doch spielt hier auch eine politische Dimension eine Rolle", meint Vacik. Andere riesige Brände hätten weit weniger Aufmerksamkeit erhalten.

Verbot von Rodungen

In der Zwischenzeit hat die brasilianische Regierung angekündigt, angesichts der verheerenden Feuer Brandrodungen in der Trockenzeit zu verbieten. Innerhalb von 60 Tagen sollen demnach keine Feuer gelegt werden dürfen, berichtete das Nachrichtenportal "G1" am Mittwoch. Ausnahmen sollen etwa für die indigenen Gemeinschaften gelten, die Selbstversorger seien. Die Verordnung soll am Donnerstag veröffentlicht werden.

Seit Jänner ist die Zahl der Brände und Brandrodungen in Brasilien, dem größten Land Südamerikas, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach jüngsten Angaben der brasilianischen Weltraumagentur Inpe um 77 Prozent auf mehr als 83.000 gestiegen.

Viele Feuer wurden offenbar von Farmern auf abgeholzten Flächen gelegt, um neue Weideflächen und Ackerland für den Sojaanbau zu schaffen. Weil es derzeit sehr trocken ist, greifen die Brände auch auf noch intakte Waldgebiete über. (APA, 29.8.2019)