Männer sollen stärker motiviert werden, zu Hause zu bleiben und sich um die Kinder zu kümmern – darin sind sich alle Parteien einig. Manche würden hier mit sanftem Zwang ansetzen. Das Angebot an Kinderbetreuung muss ausgebaut werden, die FPÖ würde auch über die Verkürzung der Sommerferien nachdenken. Dass es keinen verpflichtenden Unterhaltsvorschuss gibt, scheint nach diesen Antworten verwunderlich.

Mit sanftem Zwang oder hartem Durchgriff, in einem sich alle einig: Männer sollen stärker zur Kinderbetreuung motiviert werden.
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1.

Stichwort Halbe-halbe: In Österreich geht nur jeder fünfte Vater in Karenz. Mit welchen konkreten Maßnahmen wollen Sie das ändern?

Sebastian Kurz, ÖVP:
Der Partnerschaftsbonus und der Papamonat waren erste wichtige Schritte, aber wohl nicht ausreichend. Ein gut zu Ende gedachtes und budgetär attraktives Väterkarenzmodell wäre zielführender. Außerdem würde eine Drittelregelung beim Kinderbetreuungsgeld die Väterbeteiligung erhöhen.

Pamela Rendi-Wagner, SPÖ:
Die jüngst von der SPÖ durchgesetzte Berücksichtigung von Karenzzeiten bei Gehaltsvorrückungen und der Papamonat bringen mehr Chancengerechtigkeit. Wir wollen österreichweit den Gratiskindergarten, einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz und weniger Schließtage.

Norbert Hofer, FPÖ:
Durch Infokampagnen, insbesondere auch in der Wirtschaft, um die Dienstgeber zu erreichen, gilt es, auch Vätern eine Karenz schmackhaft zu machen. Die Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Papamonat war dazu ebenso bereits ein erster wichtiger Schritt, der zu bewerben ist.

Beate Meinl-Reisinger, Neos:
Wir wollen individuelle Ansprüche auf Karenz und Kinderbetreuungsgeld für beide Elternteile, die Einführung von zumindest einer weiteren einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeldvariante und mehr Möglichkeiten, Familienzeit (Karenzzeit) frei und flexibler zu gestalten.

Peter Pilz, Liste Jetzt:
Väterkarenz 50:50 mit anschließender gleichteiliger Elternteilzeit muss endlich durchgesetzt werden. Führungskräfte sollten Väterkarenz nachweisen. Ganz nach dem Motto: Wer nicht für die Familie Verantwortung übernehmen kann, kann dies auch nicht für einen Betrieb.

Werner Kogler, Grüne:
Elternteile sollen ihre Berufstätigkeit so gestalten können, dass sie Zeit für ihre Kinder haben. Notwendige Maßnahmen: Abbau von Überstunden, Verpflichtung der Betriebe zu individuellem Karenz- und Karrieremanagement für Männer und Frauen, Teilzeitmodelle für Führungspositionen.

2.

Der Rechtsanspruch auf einen Papamonat ist geschafft, dennoch gibt es bürokratische Hürden: Wo gibt es Verbesserungsbedarf?

Sebastian Kurz, ÖVP:
Kinderbetreuung muss so einfach gestaltet sein, dass es Eltern nicht als bürokratische Last empfinden, wenn sich der Mann dazu entscheidet, in Väterkarenz zu gehen. Wir wollten deshalb auch eine Erweiterung der Väterkarenz ab dem ersten Tag der Geburt.

Pamela Rendi-Wagner, SPÖ:
Der Rechtsanspruch auf einen Papamonat ist ein wesentlicher Schritt zur besseren Aufteilung der Familienarbeit und mehr Gerechtigkeit. Die SPÖ fordert eine eigenständige, einkommensabhängige Geldleistung für den Papamonat, die zusätzlich zum Kinderbetreuungsgeld ausbezahlt wird.

Norbert Hofer, FPÖ:
Wir sollten abwarten, wie der neue Rechtsanspruch auf den Papamonat angenommen wird, und diesen nach gegebener Zeit hinsichtlich Verbesserungsbedarfs evaluieren.

Beate Meinl-Reisinger, Neos:
Wir wollen, dass es Vätern ganz einfach ermöglicht wird, gleich ab Geburt des Kindes in Karenz zu gehen, und nicht erst nach dem Ende des achtwöchigen Mutterschutzes. Damit wird der Papamonat in seiner aktuellen Form und alle damit einhergehenden Ärgernisse hinfällig.

Peter Pilz, Liste Jetzt:
Dass Kinderbetreuungsgelder abgezogen werden, wenn Väter nach dem Papamonat Karenz in Anspruch nehmen, kann nicht sein. Es braucht daher eine eigenständige, zusätzliche Geldleistung für den Papamonat in Höhe von mindestens 80 Prozent des letzten Monatseinkommens.

Werner Kogler, Grüne:
Beim Papamonat hat es in der Vergangenheit absurde Interpretationen hinsichtlich des Vorliegens eines gemeinsamen Haushaltes gegeben. Diese Bestimmung ist insofern auch bedenklich, als es zunehmend Familienkonstellationen gibt, in denen Eltern nicht in einem gemeinsamen Haushalt leben.

Der Rechtsanspruch auf den Papamonat wurde beschlossen, es werden aber bürokratische Hürden befürchtet.
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3.

Kindergärten sperren wochenlang zu, die Schulen machen im Sommer neun Wochen Pause. Haben Sie Ideen, das zu ändern?

Sebastian Kurz, ÖVP:
Mit der neuen Bund-Länder-Vereinbarung haben wir uns besonders auf den Ausbau des Kinderbetreuungsangebots für unter Dreijährige konzentriert. Außerdem haben wir uns auf eine Flexibilisierung und Erweiterung der Öffnungszeiten in elementaren Einrichtungen geeinigt.

Pamela Rendi-Wagner, SPÖ:
Schließtage von Kinderbetreuungseinrichtungen im Sommer sind für viele Eltern ein Problem, deshalb wollen wir eine Ausbauoffensive für Kinderbetreuung. Die Öffnungszeiten und Schließtage müssen so gestaltet sein, dass sie den Lebens- und Arbeitsrealitäten der Eltern entsprechen.

Norbert Hofer, FPÖ:
Die Einführung der einheitlichen Herbstferien ist nur eine neue Maßnahme, um die Betreuung durch die Eltern zu erleichtern. Kindergärten sollten insbesondere auch in ländlichen Regionen auf möglichst wenig Schließtage kommen. Eine Verkürzung der Sommerferien könnte man andenken.

Beate Meinl-Reisinger, Neos:
Wir fordern einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz für alle Kinder ab dem ersten Geburtstag, der sich nicht auf die vorschulische Betreuung beschränkt, sondern sich bis ins Volksschulalter zieht. Jeder Kinderbetreuungsplatz muss mit Vollzeitarbeit vereinbar sein.

Peter Pilz, Liste Jetzt:
Wir brauchen in jedem größeren Bezirk oder jeder größeren Gemeinde mindestens einen dauerhaft geöffneten Kindergarten oder -tagesstätte, die auch in den Ferienzeiten geöffnet hat. Das entlastet vor allem Alleinerzieherinnen und schafft nebenbei auch wichtige Arbeitsplätze.

Werner Kogler, Grüne:
Die Grünen schlagen einen Rechtsanspruch auf ganzjährige qualitätsvolle außerhäusliche Kinderbetreuung vor. Wesentlich ist ein qualitätsvolles Angebot, das auch kurzfristig nutzbar ist. Das erleichtert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und wertet auch gemeinsame Familienzeit auf.

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4.

Jeder siebte Elternteil ist alleinerziehend. Mit welchen konkreten Rahmenbedingungen wollen Sie Alleinerzieherinnen stärken?

Sebastian Kurz, ÖVP:
In erster Linie geht es um die finanzielle Absicherung alleinerziehender Familien. Hier gilt es vor allem, an Sozialleistungen und dem Unterhaltsvorschuss anzusetzen. Es darf nicht sein, dass Alleinerziehende den Unterhaltsvorschuss zu spät erhalten, weil es Lücken im System gibt.

Pamela Rendi-Wagner, SPÖ:
Wichtigster Beitrag zur Armutsbekämpfung sind existenzsichernde Löhne sowie Lohngerechtigkeit durch Lohntransparenz. Nicht bezahlter Unterhalt gehört zu den größten Armutstreibern. Wir wollen einen existenzsichernden staatlichen Unterhaltsvorschuss einführen.

Norbert Hofer, FPÖ:
Alleinerzieherinnen sind bestmöglich durch echte Wahlfreiheit bei der Kinderbetreuung, den Ausbau von leistbaren Betreuungsplätzen sowie eine bessere Absicherung in der Pension, damit sie aufgrund von Teilzeitarbeit im Erwerbsleben nicht in die Armutsfalle tappen, zu unterstützen.

Beate Meinl-Reisinger, Neos:
Viele Alleinerziehende haben neben finanziellen Problemen keine Möglichkeiten, Kinderbetreuung zu organisieren. Hier wäre ein voll ausgebautes Angebot an Betreuungsplätzen, die wir als Bildungseinrichtungen und nicht als Aufbewahrungsstätten betrachten, eine wirksame Maßnahme.

Peter Pilz, Liste Jetzt:
Wir fordern die Umsetzung der vor der Wahl 2017 von allen Parteien versprochene Unterhaltsreform. Derzeit wird nur Unterhaltsvorschuss geleistet, wenn der Staat weiß, dass er sich das Geld vom Unterhaltsschuldner zurückholen kann, sonst gehen Kinder oft (fast) leer aus.

Werner Kogler, Grüne:
Wir brauchen eine Kulturänderung: Die partnerschaftliche Aufteilung der Familien- und Hausarbeit ist mit einem Anspruch auf Arbeitszeitreduktion und finanzieller Unterstützung zu fördern. Alleinerzieher benötigen Sicherheit beim Unterhalt, wie die Grundsicherung für Kinder.