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Steven Van Zandt tritt am Montag in der Wiener Arena auf. Sollte man einmal erlebt haben.

Foto: AP / Christopher Smith

Wenn der Boss nicht abends drei Stunden lang sein Publikum an die Wand spielt, hat die ihn meist begleitende E Street Band grundsätzlich frei. Einer aus Bruce Springsteens familiär anmutender Combo ist Little Steven. Der heißt eigentlich Steven Van Zandt, der eigentlich als Steven Lento geboren wurde, aber die Dinge sind kompliziert und ändern sich ja dauernd, Herrschaftszeiten.

Steven Van Zandt kann man nur mit Mühe nicht kennen. Der seit über 50 Jahren mit Springsteen befreundete Musiker und Schauspieler geht nämlich mit einer Physiognomie durchs Leben, die man sich merkt.

Kommenden Montag kann man sein Antlitz aus der Nähe bestaunen, da tritt er als Little Steven and the Disciples of Soul in der Wiener Arena auf.

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Als Musiker begann der in New Jersey aufgewachsene Charakterkopf in den 1960ern. Da lernte er schon den Bruce kennen. Mit Unterbrechungen ist er bis heute Teil der E Street Band. Musikalisch zwar in der zweiten Reihe aufgestellt, aber mit seinem Bandana überm Kopf als Markenzeichen gut sichtbar. Sogar einen Österreich-Bezug gibt es: Als Gründungsmitglied von Southside Johnny & The Ashbury Jukes war er indirekt Namenspatron für den Ostbahn Kurti & die Chefpartie.

Gut bezahltes Hobby

Als Little Steven hat er 2017 die Platte Soulfire veröffentlicht, mit den Disciples of Soul heuer Summer of Sorcery. Eine Sammlung von beseelten Rocksongs. Wobei die Musik für Van Zandt in den letzten 20 Jahren eher ein gut bezahltes Hobby geworden ist.

Herkunft, Abstammung und Aussehen prädestinierten ihn nämlich dazu, eine Rolle in der TV-Serie The Sopranos zu übernehmen. Mit Angela-Merkel-Mundwinkel gibt er darin den Nachtclub-Besitzer Silvio Manfred Dante, gleichzeitig ist er der Consigliere des Tony Soprano.

Damit machte er Weltkarriere, ab 2011 war er Titelheld der erfolgreichen Serie Lilyhammer, in der er einen zwangsweise nach Norwegen exilierten US-Mafioso spielt, dessen Lebensstil mit der korrekten Förmlichkeit der Norweger heiter kollidiert.

Abseits der Netflix-Couch

Diese Rolle erhöhte seine Prominenz beträchtlich, er könnte demnach zu Hause sitzen und Geld zählen, stattdessen begibt sich der agile 68-Jährige lieber auf Tour.

Das Konzert am Montag bietet also Gelegenheit, etwas Bruce-Springsteen-Aura zu ergattern. Gleichzeitig ist Van Zandt selbst ein Star, dessen zwangloses Wesen mitreißende Liveshows garantiert. Was er an Oberliga-Qualität vermissen lässt, macht er mit Witz, Charisma und einer fetten Band wett. Zumindest einmal im Leben sollte man sich den Mann abseits des Stadions und der Netflix-Couch schon gönnen. (Karl Fluch, 30.8.2019)