Rihanna, die Tochter von Bruce Willis und Demi Moore, und Ana Badhofer aus Wien haben etwas gemeinsam: Sie alle stoßen sich an den Richtlinien von Instagram, Facebook und Co. Sobald nämlich weibliche Brustwarzen im Bild zu sehen sind, wird der Inhalt sofort gelöscht und gegebenenfalls sogar das Konto gesperrt. Bei der Sängerin Rihanna hat es 2014 sechs Monate gedauert, bis ihr Konto reaktiviert war. Die Überschrift in sämtlichen Medien dazu lautete: "Rihanna gibt sich bei Instagram-Comeback züchtig."

Ana Badhofer ist Mitgründerin von "Viva la Vulva". Die feministische Onlineplattform will Frauen bestärken, selbstbestimmt zu leben – Züchtigkeit zählt nicht dazu. Bei dem für Instagram so anstößigen und in wenigen Minuten gelöschten Foto handelt es sich ausgerechnet um einen Protestaufruf mit dem Hashtag #freethenipple. Viva la Vulva lud zum gemeinsamen Sonnen ohne Oberteil in den Wiener Burggarten. Rund ein Dutzend Männer und Frauen kommen, sonnen sich, tratschen und lassen sich für die gemeinsame Sache fotografieren.

Dieses Bild von Scout Willis wurde auf Instagram gelöscht und auf Twitter berühmt, weil Rihanna es aus Solidarität mit der "Free the Nipple"-Kampagne von Willis teilte.

Community-Richtlinien haben es auf den weiblichen Nippel abgesehen

Was in Österreichs Parks zwar nicht illegal ist, aber zu einer Ordnungswidrigkeit führen kann, ist in den meisten sozialen Medien streng verboten: Facebook und Instagram etwa untersagen Bilder von realen nackten Erwachsenen. In ihrer Definition von Nacktheit wird auf die weiblichen Brustwarzen noch genauer eingegangen: Sie dürfen nur im Kontext des Stillens, aus gesundheitlichen Gründen (zum Beispiel zur Aufklärung über Brustkrebs oder bei einer Geschlechtsanpassung) oder einer Protestaktion gezeigt werden.

Nicht zum Zweck der sexuellen Befriedigung

Youtube klingt da bereits etwas lascher. Dort will man Frauenbrüste nicht sehen, wenn sie zum Zweck der sexuellen Befriedigung gezeigt werden. Doch darin liegt ja genau das Problem: Bereits das Entblößen der Brüste wird als sexuelle Botschaft gesehen. Teilnehmerin Julie aus Luxemburg findet: "Frauen sollten sich nicht bedecken müssen, weil Männer ihre Triebe nicht unter Kontrolle haben." Dass uns Brustwarzen erregen, sei ein soziales Konstrukt.

Hunderte posieren nackt vor dem Facebook-Büro in New York mit Brustwarzenschildern in der Hand. Dahinter steckt der Künstler Spencer Tunick.
Foto: AFP/Stephanie Keith

No Shirt, no Service

Während Badhofer und ihre Mitstreitenden für die Befreiung aller Brustwarzen kämpfen, geht man auf einigen Festivals und Partys vor allem in Deutschland einen anderen Weg zu mehr Oberkörper-Gleichberechtigung: Sie erklären sich zur nippelfreien Zone. Die Theorie: Aus Solidarität sollen sich Männer so lange bedecken müssen, wie sich Frauen unter ihren Blicken unbedeckt unwohl fühlen.

Banner auf dem Fusion-Festival: Solidarität mit Frauen geht nur mit Leiberl.
Foto: maria von usslar

So hängen etwa an den Bars der Fusion, eines mecklenburgischen Musik- und Kulturfestivals für 70.000 Menschen, "No Shirt, No Service"-Schilder. In einem Newsletter dazu heißt es seitens der Fusion zwar, dass man niemandem ein Shirt aufzwingen wolle, weil sich jeder frei fühlen solle. Teams, die direkt auf dem Gelände arbeiteten, stellen dennoch mit den Schildern ihre eigenen Spielregeln auf und fragen sich: "Wieso fangt ihr bei denjenigen an, für die das bereits möglich und normal ist? Empowerment der Marginalisierten, nicht Stärkung der Norm wäre hier sinnvoll." (Maria von Usslar, 30.9.2019)