Drei allgemeinmedizinische Zentren für Primärversorgung gibt es derzeit in Wien, doch ein Vertrag wurde gekündigt. Wie es dann in der Donaustadt mit der Patientenversorgung weitergeht, ist offen.

Wien – Im Primärversorgungszentrum Donaustadt will man bis Jahresende planmäßig Patienten versorgen. Derzeit deutet aber alles darauf hin, dass es dann im Jahr 2020 nicht so weitergeht. Zwar sucht man in Wien händeringend nach Betreibern solcher Gesundheitszentren, die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) will aber den Vertrag mit dem erst vor zwei Jahren in Betrieb genommenen Primary-Health-Care-Center (PHC) im 22. Bezirk auflösen. Anfang August sei die Kündigung eingebracht worden, mit Jahresende würde sie wirksam, so der dagegen eingebrachte Einspruch ohne Erfolg bleibt, teilte die Kasse am Mittwoch mit.

Die das PHC betreibende Ärztin, Regina Ewald, macht sich bezüglich ihres Einspruchs wenig Hoffnungen auf Erfolg, wie sie am Donnerstag dem STANDARD mitteilte. Die Vertragskündigung sei "sehr plötzlich" erfolgt, "während urlaubsbedingter Abwesenheit" wichtiger Ansprechpersonen. Ewald gibt an, 250.000 Euro in die Immobilie in der Zschokkegasse unweit des Donauspitals investiert zu haben. Zwölf Mitarbeiter seien bei ihr beschäftigt, die sie aufgrund der Kündigungsfrist von drei Monaten mit Ende September kündigen müsse, wenn sie mit Jahresende zusperren muss. Im Zentrum betreue man rund 1500 Patienten im Quartal. Ewald vermutet, dass das PHC nicht mehr gebraucht wird, da zur Entlastung des Donauspitals nunmehr eine Erstversorgungsambulanz direkt im Krankenhaus geplant sei.

Hacker: "Völliger Unsinn"

Ein derartiger Zusammenhang wird von der Stadt und der WGKK zurückgewiesen. Das sei "völliger Unsinn", teilte Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) dem STANDARD mit. Zwar sei die Einrichtung einer Erstversorgungsambulanz im Krankenhaus Hietzing bis Jahresende geplant und in der Folge weitere in anderen Spitälern, PHCs benötige man aber trotzdem. Für ein solches brauche es aber "drei Gesellschafter, die zusammenarbeiten können", erläuterte Hacker.

Tatsächlich sind zwei der drei ursprünglichen Gesellschafter bei dem PHC Donaustadt nicht mehr an Bord. Ewald sagt, sie hätte neue an der Hand. Sie habe die WGKK seit Mai dazu aufgefordert, die Gesellschafterstellen neu ausschreiben zu lassen, doch dann sei die Vertragskündigung erfolgt.

"Pflichten nicht erfüllt"

Bei der WGKK weist man den Vorwurf, die Kündigung sei plötzlich gekommen, zurück: Es seien mit Ewald im Beisein der Ärztekammer "aufgrund der Nichteinhaltung einer maßgeblichen Vertragspflicht über viele Monate intensive Gespräche geführt" worden. Welche Vertragspflichten nicht erfüllt worden seien, gab die WGKK nicht bekannt – Ewald sei aber "detailliert über den Kündigungsgrund" informiert. WGKK, Ärztekammer und Stadt hätten "über viele Monate versucht, das Modellprojekt PHC Donaustadt zu retten", hieß es weiter seitens der Krankenkasse.

Bis 2021 sollte es in Wien 16 PHCs geben, mit allgemeinmedizinischer Betreuung und Mindestöffnungszeiten von 50 Wochenstunden. Das erste PHC eröffnete in Wien 2015 in Mariahilf. 2017 startete das Zweite in der Donaustadt, im Unterschied zu den Kollegen im Pilotprojekt konnte es nicht auf gewachsene Strukturen einer Gruppenpraxis bauen. Das neue PHC in Meidling war zuvor auch schon eine Gruppenpraxis. (Gudrun Springer, 29.8.2019)