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Indigene Völker im Amazonas sind von unerlaubter Abholzung in ihren Gebieten betroffen. Im Handelspakt mit der EU haben sich vier lateinamerikanische Länder zur Aufforstung bekannt.

Foto: Reuters / Ueslei Marcelino

Alpbach – Der Freihandelsvertrag zwischen dem südamerikanischen Wirtschaftsblock Mercosur und der EU steht auf der Kippe. Der Widerstand gegen eine Öffnung der beiden Märkte hat wegen der Waldbrände in Brasilien massiv zugenommen, Länder wie Frankreich, Irland und Polen drohen mit einem Nein zu dem Vertrag, wenn die Südamerikaner die Amazonas-Regenwälder nicht ambitioniert schützen.

Neben mangelnder Anstrengungen im Bereich Klimaschutz werden steigende Rindfleischimporte als Argument gegen den Pakt vorgebracht, der nach 20-jährigen Verhandlungen abgeschlossen, aber noch nicht beschlossen wurde.

Wirtschaftsvertreter warnen, dass sich ein Platzen des Deals negativ auf Europa auswirken würde. Der Chef des europäischen Unternehmerverbands Eurochambre, Christoph Leitl, hält den Vertrag aus europäischer Sicht für lebensnotwendig. Die vom Agrarsektor befürchtete Zunahme von Fleischeinfuhren ist in seinen Augen kein gravierendes Problem.

Qualität statt Preisdruck

Im Pakt seien Lieferungen vorgesehen, die lediglich einem Prozent des europäischen Rindfleischverbrauchs entsprächen, so Leitl im Gespräch mit dem STANDARD. Dass es zu einem höheren Preisdruck auf die Rinderbauern kommen könnte, glaubt der frühere Wirtschaftskammerpräsident nicht. "Jeder, der da jetzt laut schreit, fürchtet, dass er mit der Qualität nicht mithalten kann." Wenn es tatsächlich problematische Aspekte geben sollte, könne man diese abfedern, empfiehlt Leitl. Das sei auch beim EU-Beitritt geschehen, indem die Landwirte einen Ausgleich für die Einbußen erhielten.

Leitl erhofft sich von dem Pakt deutliche Fortschritte beim Klimaschutz. "Der Mecosur-EU-Vertrag sieht eine Wiederaufforstung von zwölf Millionen Hektar Regenwald vor. Das hat kein anderes Land in einem Freihandelsabkommen zustande gebracht."

Ohne Handelsabkommen könnten diese Anstrengungen zum Erliegen kommen, meint der Eurochambre-Chef. Nachsatz: "Wir Europäer haben unsere Werte in dem Abkommen durchgesetzt."

Leitl verweist am Rande des Forums Alpbach darauf, dass auch die Schweiz einen Vertrag mit dem Mercosur-Staatenbund unter Dach und Fach gebracht hat, "während wir in Österreich glauben, der Pakt ist ein Teufelswerk".

Chinesen warten

Leitl hält das Mercosur-Abkommen – neben Brasilien sind Argentinien, Uruguay und Paraguay Mitglieder der Wirtschaftszone – auch für geopolitisch sehr bedeutend. Wenn sich China über das milliardenschwere Infrastrukturprojekt Neue Seidenstraße in Südamerika einkaufe, könne Europa nicht tatenlos zusehen. "Die Chinesen warten nur, dass wir den Pakt zu Fall bringen. Dann marschieren sie hinein." Die Seidenstraße hält Leitl übrigens für einen "wirtschaftlichen Welteroberungsfeldzug" Chinas. (Andreas Schnauder, 30.8.2019)