Laut Ärztekammer fehlen im Wiener Krankenhaus Nord 100 Ärzte. Es gebe auch zu wenige Mitarbeiter in der Pflege, der Administration und der EDV.

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Im neu eröffneten Wiener Krankenhaus Nord herrscht möglicherweise ein Personalengpass. 100 Ärzte fehlen, berichtete der ORF am Freitag unter Berufung auf die Ärztekammer. Diese bestätigt dem STANDARD die Angaben.

Grundlage für die Behauptung seien eigene Berechnungen und Berichte aus der Klinik. "Es dürften an die 70 Dienstposten fehlen und an die 100 Ärzte", sagte Wolfgang Weismüller, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, im ORF-Radio. Der angebliche Grund für den Personalengpass: Es sei falsch kalkuliert worden. Laut Weismüller sei man davon ausgegangen, dass jeder Arzt durchschnittlich 48 Stunden arbeite. Damit würden aber zu viele Überstunden anfallen.

Weismüller zufolge fehlen auch im Pflegebereich Mitarbeiter, vor allem in der OP-Pflege. Ebenfalls unterbesetzt seien Administration und EDV. Das eigentliche Ziel, das Krankenhaus papierlos zu betreiben, werde ebenfalls nicht erreicht. Vielmehr betreibe man doppelten Aufwand und halte die Krankengeschichte digital und zusätzlich auch auf Papier fest. Weil in der Administration Mitarbeiter fehlen, müssten sich auch darum noch die Ärzte kümmern.

KAV-Direktor widerspricht

Der Direktor des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV), Herwig Wetzlinger, widerspricht den Aussagen. Sie würden bei ihm Unverständnis auslösen. Wetzlinger nennt die Behauptung, dass 70 Dienstposten und 100 Ärzte fehlten, "nicht nachvollziehbar". Sämtliche Posten, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, seien besetzt. Bevor in wenigen Wochen der Vollbetrieb beginnt, sollen nur noch in der Unfallchirurgie und in der Kinderpsychiatrie Mitarbeiter eingestellt werden.

Der Betrieb laufe gut, was auch eine Evaluierung im August ergeben habe, argumentiert der KAV-Direktor. Dass es in der Administration Personalengpässe gibt, streitet er jedoch nicht ab. In der klinischen Administration würden "zehn zusätzliche Kräfte aufgenommen, um die Nachfrage an Nachschulungen zu ermöglichen". Außerdem seien "Optimierungen im EDV-System eingeleitet" worden. Dass noch nicht ausschließlich papierlos dokumentiert werde, liege an "alten Gewohnheiten".

Aussage als Stimmenfang

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) wollte sich am Rande eines Pressetermins gar nicht allzu lange mit den Angaben der Kammer aufhalten. "Wir stehen kurz vor Personalvertretungswahlen im Krankenhaus Nord. Herr Weismüller ist bei einer der wahlwerbenden Fraktionen", kommentierte er dessen Aussagen. Er werde sicher nicht als "Schiedsrichter im Wahlkampf" zur Verfügung stehen, betonte der Ressortchef gegenüber der APA. (red, APA, 30.8.2019)