Wenn der Nachbar klingelt, heißt das oft nichts Gutes.

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Ein Großteil der Österreicher kennt seine Nachbarn kaum. Das ergeben Umfragen immer wieder. Über das Grüßen auf dem Gang geht es oft nicht hinaus. Wenn überhaupt: In manchen Wohnhäusern herrscht dicke Luft zwischen den Nachbarn.

Der eine Umstand könnte mit dem anderen zu tun haben: Wer seine Nachbarn nicht kennt, hat auch weniger Verständnis. Für den Kinderlärm zum Geburtstag zum Beispiel. Grillgeruch am Wochenende. Das auf den unteren Balkon tropfende Gießwasser. Das sind zwar nur wenige Tropfen. Wenn man die Verursacher aber nicht kennt, werden sie irgendwann zur zerstörerischen Sintflut. Viele tun sich schwer, an der Nachbartür zu läuten und darüber zu sprechen. Stattdessen werden andere Nachbarn oder die Hausverwaltung mit hineingezogen.

Einladung zum Umtrunk

Ich bin abends ja auch froh, wenn ich die Tür hinter mir zuziehen kann und mich im Haus nicht mehr groß einbringen muss. Aber zu wissen, wer mit einem unter dem Dach wohnt, ist trotzdem gut. In unserem früheren Zuhause gab es immer ein Nachbarschaftsfest.

Wir schauten manchmal auf die Kinder in der Nachbarwohnung, wenn die Eltern eine Terminkollision hatten. Im Gegenzug durften wir bei ihnen duschen, als im Hochsommer unser Bad renoviert werden musste und die Arbeiter, als die Dusche herausgerissen war, nicht mehr auftauchten (dazu irgendwann mehr an dieser Stelle). In unserem aktuellen Zuhause geht die Nachbarschaft zumindest so weit, dass man sich notfalls Zucker oder Katzenfutter für den Igel (wieder eine andere Geschichte) ausborgen kann.

Wie man es richtig angeht, zeigten uns Nachbarn kurz nach ihrem Einzug: In jedem Briefkasten fand sich eine Einladung zu einem Umtrunk. Wie nett. Von Möbelkartons überfüllte Container und ein wenig Umzugslärm? Kein Thema mehr! (Franziska Zoidl, 5.9.2019)