"Oft braucht es nur einen kleinen Schubser, um gemeinsam weiterzumachen", lautet die Botschaft von Norbert Hofer an Sebastian Kurz.

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Die FPÖ hat am Freitag ein neues Wahlkampfvideo präsentiert. Darin sind FPÖ-Chef Norbert Hofer und ein Doppelgänger von ÖVP-Chef Sebastian Kurz gemeinsam in einer Paartherapie zu sehen.

Der Therapeutin beschreiben sie dabei ihre Beziehung als "ganz gut" und "sehr harmonisch" – im Gegensatz zu Kurz' voriger Beziehung, einer "zerrütteten Geschichte mit dieser roten Prinzessin". Man versuche auch auf die Wünsche des anderen einzugehen. "Er wollte 140 km/h auf der Autobahn fahren, und ich habe nichts dagegen gesagt", sagt der Schauspieler, der Kurz mimt.

"Ich denke, wir haben viele ...", sagt Hofer in dem Video, um Kurz den Satz mit "... gemeinsame Ideen" beenden zu lassen – wie gut eingespielte Partner es eben machen. Schließlich fasst die Therapeutin zusammen, die beiden würden doch eine "großartige Beziehung" führen und gut miteinander auskommen.

Wolle man das wirklich riskieren, will die Therapeutin wissen, nur wegen Ibiza? Es komme doch in den besten Beziehungen vor, "dass man sich durch eine Dummheit vom richtigen Weg abbringen lässt". Das Ibiza-Video wird also als "Dummheit" bagatellisiert. Die Therapeutin fährt fort, dass einem häufig gar nicht bewusst sei, wie wertvoll das ist, was man hat. Und die Schlussbotschaft von Hofer in Richtung Kurz: "Oft braucht es nur einen kleinen Schubser, um gemeinsam weiterzumachen."

Türkise gegen neue Koalition

Die FPÖ deutete zuletzt an, einer Neuauflage der Koalition mit der ÖVP nicht entgegenzustehen. Ob das auch im Sinne der ÖVP ist, ist allerdings fraglich. Ex-Kanzler Sebastian Kurz sagte auf erste Nachfragen zu möglichen Konstellationen nach der Wahl, dass eine neue Zusammenarbeit für ihn nur ohne Herbert Kickl als Innenminister infrage komme. Eine Koalition mit Kickl, "völlig wurscht, auf welchem Sessel, das geht sich einfach nicht aus", meinte auch Gernot Blümel, Ex-Kanzleramtsminister, Regierungskoordinator und enger Vertrauter von Kurz, in einem Interview mit dem "Kurier".

FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker äußerte sich daraufhin in der "Tiroler Tageszeitung" scharf. Ein "Nein zu Kickl" wäre für die FPÖ "eine Hürde, die nicht zu nehmen ist". Norbert Hofer reagierte im ORF-"Sommergespräch" noch eher ausweichend auf die Frage, ob eine Zusammenarbeit ohne Kickl denkbar wäre. Personalfragen würden sich erst nach der Wahl stellen, sagte er sinngemäß. Aber auch er machte klar, dass man auf Kickl nicht verzichten wolle.

Die Tiroler ÖVP-Bildungslandesrätin Beate Palfrader ist eine Gegnerin von Türkis-Blau und sagte kürzlich zur "Tiroler Tageszeitung", eine erneute Koalition mit der FPÖ sei "nicht wünschenswert, weil die Inhalte und Personen nicht wählbar sind".

Was die Bevölkerung denkt

Eine Meinungsumfrage unter 500 Befragten des Nachrichtenmagazins "Profil" kam im Juli zu dem Schluss, dass die implodierte türkis-blaue Koalition von einem Fünftel der Wähler wieder als favorisierte Koalitionsvariante nach den Neuwahlen im Herbst gesehen wird. Keine andere Variante war zu diesem Zeitpunkt beliebter. 20 Prozent der Befragten wünschten sich eine derartige Neuauflage. (lib, 30.8.2019)