Phoebe Waller-Bridge schreibt und spielt sich mit "Fleabag" zum Erfolg.

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Ob Agent 007 demnächst von einer Frau gespielt werden wird, steht in den Sternen. Dass eine Frau das Drehbuch zum neuen James-Bond-Streifen überarbeitet hat, wird indes sicher im Abspann desselbigen vermerkt sein. No Time To Die heißt das 25. Abenteuer, und die Frau für den Feinschliff ist Phoebe Waller-Bridge (34).

Die gebürtige Londonerin ist ein Serien wunder. Mattscheibenhits wie Fleabag, Killing Eve und Crashing entstammen ihrer Tastatur. In ersterer Comedy spielt sie die Hauptrolle.

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Das tat sie bereits, als Fleabag (auf Deutsch: Mistkerl) noch der bloß zehnminütige Monolog der Betreiberin eines Meerschweinchencafés in Lebensnöten war und 2013 bescheidene Premiere feierte. Waller-Bridge arbeitete sich hoch, und ihre Idee wurde zur BBC-Serie.

Menstruationsblut und Verletzlichkeit

Viele TV-Erfolge landen irgendwann auf der Bühne. Nach um jubelten Shows in New York spielt Waller-Bridge den aufgemotzten Abend nun 30-mal im prestigeträchtigen Londoner Theaterviertel West End. Fans campierten für Karten, wer keine ergattern konnte, hofft auf eine Lotterie.

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Zur genaueren Vorstellung, wie es in Fleabag zugeht: Waller-Bridge masturbiert zum Video einer Rede des Ex-US-Präsidenten Barack Obama oder erzählt von einem roten Handabdruck, den sie bei einem Dreier während ihrer Periode an der Wand hinterlassen hat. Provokationen? Nein, es geht um Verletzlichkeit.

Fleabag verschiebt die Grenzen dessen, was Frauen über Sex, ihren Körper oder Sehnsüchte zu äußern wagen, sind sich Kritiker und Fans einig. Sie suche nicht nach Tabus, meide aber auch nichts, sagt Waller-Bridge. Der Zynismus aus ihren 20ern wird jetzt in ihren 30ern zur Weisheit. Von "subversivem Feminismus" ist euphorisch die Rede.

Ein "heißer Priester" für die Jurys

Auf der Royal Academy of Dramatic Art war Waller-Bridge unglücklich. Privat lebt sie heute offenbar zufrieden und unspektakulär. Sie ist geschieden, ein Bruder trug die Musik zu Fleabag bei.

Dank Amazon lädt die Serie zwar zum Bingewatchen ein. Doch Halt! Der Streamingdienst und diverse Jurys – elf Nominierungen für die Emmys am 23. September – hoffen auf eine dritte Staffel, die die Macherin nicht plant.

Sie hat auch so zu tun, etwa mit dem Frauenvernascher Bond. Dass 007 sich in einen "heißen Priester" verschaut, darf man wiewohl anzweifeln. Die von HBO bestellte Serie Run ist eher wieder für dergleichen geeignet. Warten wir geduldig. Im Oktober hostet Waller-Bridge eh die US-Kultsendung Saturday Night Live. (Michael Wurmitzer, 30.8.2019)