Omar al-Bashir verfolgte seinen Prozessauftakt aus einem Metallkäfig.

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DER STANDARD

Khartum – Sudans langjähriger Machthaber Omar al-Bashir muss sich wegen der illegalen Beschaffung und Nutzung ausländischer Gelder vor Gericht verantworten. Ein Gericht in der Hauptstadt Khartum klagte den Ex-Staatschef am Samstag formell an. Der Richter sagte zur Begründung, in Bashirs Haus sei nach dessen Sturz Bargeld in verschiedenen Währungen gefunden worden.

Die Behörden hätten 6,9 Millionen Euro, 351.770 Dollar und 5,7 Millionen sudanesische Pfund beschlagnahmt, die Bashir "illegal" erworben und genutzt habe. Bashir räumte in der Anhörung ein, Geld vom saudi-arabischen Königshaus erhalten zu haben.

Sein Büroleiter habe einen Anruf vom Büro von Kronprinz Mohammed bin Salman erhalten, berichtete der 75-Jährige. Der Anrufer habe eine "Botschaft" angekündigt, "die in einem Privatjet verschickt wird". Der Kronprinz habe aber verlangt, dass das Geld nicht zurückverfolgt werden könne. Daher habe er es nicht bei einer Bank oder beim Finanzministerium eingezahlt.

Insgesamt 90 Millionen Dollar

Im Korruptionsprozess gegen Bashir war zuvor bereis ein Ermittler zur Herkunft des Geldes befragt worden. Seinen Angaben zufolge hat Bashir insgesamt 90 Millionen Dollar in bar vom saudi-arabischen Königshaus erhalten.

Nach Angaben des Richters wird die illegale Beschaffung von Vermögen mit bis zu zehn Jahren und die illegale Nutzung von ausländischen Geldern mit bis zu drei Jahren Haft bestraft. Der Prozess soll in einer Woche fortgesetzt werden.

Jahrzehntelange Herrschaft

Bashir war im April nach monatelangen Massenprotesten von der Armee gestürzt worden. Er wurde inhaftiert und musste im Juni erstmals vor einem Staatsanwalt erscheinen. Am Montag vergangener Woche begann der Korruptionsprozess. Der frühere Staatschef, der das Land 30 Jahre lang mit harter Hand regiert hatte, erschien unrasiert und in einem traditionellen weißen Gewand vor Gericht und verfolgte den Prozessauftakt aus einem Metallkäfig.

Im Mai hatte der Generalstaatsanwalt auch eine Anklage gegen Bashir wegen der Tötung von Demonstranten bei den monatelangen Protesten angekündigt. Gegen den langjährigen Machthaber besteht zudem seit Jahren ein internationaler Haftbefehl wegen Völkermords. In der Provinz Darfur wurden nach Uno-Angaben seit 2003 im Konflikt zwischen Regierung und Rebellen 300.000 Menschen getötet. (APA, 31.8.2019)