Erscheint vielen, die ihn eigentlich nicht wählen wollen, als Abgeordneter wünschenswert: Peter Pilz

Foto: APA/Hochmuth

Linz – Geht es nach den bisher bekannten Umfragen, hat die Liste Jetzt des ehemaligen Grünen Peter Pilz keine Chance, wieder im Nationalrat vertreten zu sein: Nur etwa ein Prozent gibt ihr die Market-Umfrage vom August.

DER STANDARD wollte es aber genauer wissen. Market wurde beauftragt, folgende Frage zusätzlich zu stellen: "Bei der Nationalratswahl 2017 ist ja Peter Pilz mit einer eigenen Liste angetreten. Heuer tritt er mit der Liste Jetzt an. Was meinen Sie: Ist es wünschenswert, dass die Liste Jetzt mit Peter Pilz wieder im Parlament vertreten ist, oder ist das eher nicht wünschenswert?"

Darauf sagte ein Viertel der Befragten, dass Pilz weiterhin im Parlament vertreten sein sollte.

Peter Pilz als politische Marke

Market-Wahlforscher David Pfarrhofer analysiert: "Pilz ist eine starke politische Marke. Er hat seine Fans, das hat man ja bei der Wahl vor zwei Jahren gesehen, das war sein persönlicher Erfolg. Und er hat offensichtlich weiterhin Fans, die ihn im Nationalrat oder in den Ausschüssen sehen wollen." Aber diese Anhängerschaft lasse sich eben nicht unbedingt in eine Wählerschaft verwandeln.

Es handle sich vielmehr um Personen, die mehr oder weniger fest entschlossen sind, eine andere Partei als die Liste jetzt zu wählen – "um diese Leute doch noch für eine Stimme für Jetzt zu motivieren, müsste im Wahlkampf noch sehr viel passieren", sagt Pfarrhofer. Vergessen könne man dabei jene 56 Prozent, die es als "eher nicht wünschenswert" bezeichnen, dass Jetzt wieder ins Parlament kommt – vor allem unter der Wählerschaft von ÖVP (78 Prozent) und FPÖ (74 Prozent) ist diese Haltung sehr verbreitet.

Fischen im linken Lager

Anders sieht es bei den Anhängern der Sozialdemokratie aus: Von diesen wünschen sich gut 50 Prozent ein Pilz-Comeback, unter den Grün-Wählern sind es knapp 40 Prozent.

Pfarrhofer sieht gewisse Chancen für Pilz, "noch im linken Lager zu fischen", eher jedenfalls als bei den bisher unentschiedenen Wahlberechtigten. In der Sonntagsfrage gibt etwa jeder achte Befragte keine Präferenz an – das können Nichtwähler sein oder tatsächlich Unentschlossene. Aber: In dieser Gruppe ist das politische Interesse generell gering – und damit auch das politische Interesse am weiteren Schicksal der Liste Jetzt. Gleich 43 Prozent der Unentschlossenen haben demnach keine Meinung zur Zukunft von Pilz.

Diejenigen, die Jetzt beobachten, attestieren der Pilz-Partei einen Wahlkampf, der ähnlich fair wie jener von ÖVP und SPÖ ist. Als am fairsten wird – mit Stand Anfang August – der Wahlkampf der Neos eingeschätzt, als am wenigsten fair gelten die Freiheitlichen.

(Conrad Seidl, 2.9.2019)