Früher wurden Kombis ja mehr mit Arbeit gleichgesetzt. Bei Mercedes gab es zum ersten Kombi (1977) sogar eine sogenannte Blutwanne für Fleischhauer in der Aufpreisliste. Mehr als ein Jahrzehnt später (1991) besiegte auch BMW seine Angst, sich mit einem Arbeitstier das noble Image zu verpatzen, und baute vom Fünfer eine Kombivariante. Heute assoziieren wir deutlich fröhlichere Dinge mit dem erweiterten Kofferraum. Nun also: BMW 3er Touring.

Kombis sind keine Arbeitsgeräte mehr, sondern vor allem für ihre Vielseitigkeit geschätzt. Beim 3er kombiniert BMW Sportlichkeit mit viel Platz.
Foto: BMW
Grafik: der Standard

Der Dreier-BMW hat ja ältere Fünfer-BMWs in den Abmessungen längst überholt. Die herrschaftlichen Ausmaße sind der Dreier-Limousine auch schon anzusehen, aber dem Kombi umso mehr. Wie es so in der Rhythmik von Modellzyklen üblich ist, wird jetzt, ein gutes halbes Jahr nach der Limousine, also der Kombi nachgereicht, und dieser Tatsache gibt es natürlich noch einiges hinzuzufügen. Naturgemäß betont BMW nicht nur den Zugewinn an Platz, sondern auch die Verlängerung des Radstandes und der Spurweite, was selbstredend der Fahrdynamik zugutekommt. Wir kennen ja das typische BMW-Fahrgefühl, das noch einmal verdichtet wurde. Die enorme Agilität und Stabilität begründet sich wie auch bei der Limousine in einer noch einmal steifer gestalteten Karosserie, ausbalancierter Gewichtsverteilung zwischen vorne und hinten (50:50) und einer hubabhängigen Dämpfungsrate auch schon im Serienfahrwerk. An den überzeugenden Geräuscheigenschaften im Innenraum haben auch die nun ausgeschäumten A-Säulen mit Akustik-Windschutzscheibe ihren Anteil. Dazu kann man auch gleich noch Akustikseitenscheiben extra bestellen (€ 213,-).

Sportlicher Allrounder

So viel zur Grundstimmung. Der Kofferraum ist noch einmal ein bisschen größer geworden und hat die 500-Liter-Marke geknackt, bei umgelegten Rücksitzen ist das noch um einen Kubikmeter mehr (1510 Liter). Der Spagat zwischen sportlicher Limousine und breiten Allroundeigenschaften ist damit wohl geschafft, wobei durch die gestiegene Fahrzeugbreite auch noch ein dritter Kindersitz im Fond seine Verankerung findet.

Mehr als 1510 Liter finden im Heck des neuen 3er-Touring Platz, und die lassen sich dann auch noch agil von A nach B führen.
Foto: BMW

Mit Metallleisten umfasste Bürsten am Kofferraumboden hindern das Gepäck am Rumrutschen, ohne dass man Gurte oder Netze befestigen muss. Eine schlaue Sache, die sich BMW allerdings auch extra bezahlen lässt (€ 313,-), inklusive elektrischer Rücksitzentriegelung. Die zusätzlich eigens zu öffnende Heckscheibe ist hingegen der Tradition gemäß Serie.

Die Bedienphilosophie zeichnet sich durch einen hohen Freiheitsgrad aus, erfolgt wahlweise via Touchscreen, iDrive-Controller, Lenkradtasten oder Sprach- und Gestiksteuerung, falls man Letztere auch rechtzeitig dazu bestellt (€ 313,-). Die Projektionsfläche des Head-up-Displays wurde übrigens wie bei allen neuen BMWs noch einmal vergrößert. Das ergibt schon ein imposantes Fernsehbild vor der Nase (€ 1156,-) und wird durchwegs als nützlich und empfehlenswert empfunden.

Werfen wir noch schnell einen Blick in den Innenraum.
Foto: BMW

Sportlichkeit ist natürlich auch eine Funktion der Leistungsfähigkeit der Motoren. So bringt es der derzeit schwächste (320d) schon auf 190 PS, die 150-PS-Einsteiger-Variante wird erst im November nachgereicht (318d). Die Benziner beginnen bei 184 PS (ebenso ab November) und finden ihren (vorläufigen) Höhepunkt beim M340i mit 374 PS. Diesel wie Benziner, alle haben vier Zylinder, nur die stärksten haben sechs. Fast schon wäre anzunehmen, dass das Thema Schaltgetriebe in dieser Fahrzeugklasse bereits abgehakt ist, aber nein, die schwächeren Versionen sind immer noch mit Schaltgetriebe erhältlich. (Rudolf Skarics, 4.9.2019)

Hier noch die Heckansicht des 3er Touring.
Foto: BMW