An E-Bikes scheiden sich die Radler-Geister. Sie sind aber nicht mehr aufzuhalten. Nun gibt es eigene E-MTB-Weltmeisterschaften.

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Mont Sainte-Anne / Innsbruck – Es war eine Weltpremiere, die polarisierte. Von "Damit wird Mountainbike-Geschichte geschrieben" bis zu "Die haben hier nichts verloren" reichten die Kommentare am Rande der ersten offiziellen E-MTB-Weltmeisterschaft des Radsportverbandes (UCI) am vergangenen Mittwoch. Grund für die Aufregung: Nebst den klassischen Disziplinen Cross Country (XC) und Downhill (DH) ermittelten erstmals auch die E-Bikerinnen und -Biker im kanadischen Monte Sainte-Anne die Schnellsten ihrer Zunft.

Nathalie Schneitters Fahrt zum ersten Weltmeisterinnentitel der E-MTB-Kategorie.

Schweizerin und Südafrikaner siegten

Als Premierenweltmeister am Pedelec werden der Südafrikaner Alan Hatherly sowie die Schweizerin Nathalie Schneitter in die Analen des Mountainbikesports eingehen. Sie waren die jeweils Schnellsten auf dem 5,6 Kilometer langen Kurs, den es mehrfach zu bewältigen galt. Neben sehr steilen Uphill-Passagen mussten die Fahrerinnen und Fahrer technisch anspruchsvolle Downhills meistern.

So sieht ein frischgebackener Weltmeister aus. Alan Hatherly stemmt sein goldenes Pedelec in die Höhe.

Das UCI-Reglement schreibt vor, dass die Motorunterstützung der Pedelecs bei maximal 25 km/h enden muss und die Nennwertleistung 250 Watt nicht überschreiten darf. Zudem ist das Nachladen oder Wechseln des Akkus während des Rennens untersagt. Kritiker wenden hier ein, dass diese Regeln das Gewicht der Fahrer unberücksichtigt lassen, wodurch sich leichtere Athleten einen Vorteil verschaffen könnten.

Julien Absalon ist zum erfahrenen E-Bike-Racer mutiert und sicherte sich Bronze.

WM als Schaufenster für Hersteller

Die Teilnehmer der ersten E-MTB-WM sahen es dennoch gelassen. Der Großteil von ihnen nahm wohl auf Wunsch ihrer Sponsoren, für die E-Bikes vor allem in Europa ein wichtiges Geschäftsfeld darstellen, am Rennen teil. Nur wenige, etwa die frischgebackene Schweizer Weltmeisterin Schneitter, haben sich tatsächlich bereits auf diese neue Disziplin spezialisiert. Und so fanden sich im Starterfeld erstaunlich viele prominente Namen, die man aus anderen Mountainbike-Spielarten kennt.

Wyn Masters beendete die erste E-MTB-WM mit Style.

Bei den Herren galt ein wohlbekannter Franzose als Geheimfavorit: der fünffache XC-Weltmeister, Doppel-Olympiasieger und Gesamtweltcupsieger Julien Absalon. Er fährt seit seinem Rückzug aus dem Profirennsport nun E-MTB-Rennen. Trotzdem musste er sich mit Bronze begnügen. Silber ging an seinen Landsmann Jérôme Gilloux, der ebenfalls aus dem XC-Bereich kommt. Auch Sieger Hatherly weiß übrigens, wie man ein Mountainbike mit reiner Muskelkraft bewegt, er war 2018 XC-Weltmeister in der U23-Klasse. Die schnellste Frau am Pedelec, Schneitter, war 2004 ebenfalls Juniorinnen-Weltmeisterin im XC.

Viele klingende Namen im Feld

Auch einige namhafte Downhiller fuhren um den ersten E-MTB-WM-Titel mit. Der Neuseeländer Wyn Masters beendete das Rennen auf Platz 27, fuhr dafür standesgemäß mit einem Wheelie über die Ziellinie. Der Brite und Pivot-Team-Manager Bernhard Kerr war zwar auf der Startliste, trat dann aber letztlich nicht an. Auf Platz 34 ist sogar der Name Bruni zu finden. Allerdings handelt es sich dabei nicht um den dreifachen DH-Weltmeister Loïc, sondern dessen Vater Jean-Pierre.

Ein Videoblick hinter die Kulissen der ersten E-MTB-Weltmeisterschaft.
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Weitere klingende Namen im Starterfeld waren Jaroslav Kulhavý (5. Platz), Marco Fontana (6. Platz) und Christoph Sauser (10. Platz). Bei den Damen, wo am Ende nur fünf Fahrerinnen gewertet wurden, holte die bekannte niederländische Enduro-Racerin Anneke Beerten die Bronzemedaille, Silber ging an die Kanadierin Maghalie Rochette, die als Cyclycrosserin (CX) bereits internationale Erfolge feiern durfte.

Ob und wo die E-MTB-WM 2020 stattfinden wird, ist noch nicht bekannt. Die Downhiller werden nächstes Jahr im heimischen Leogang ihre Weltmeister küren, die Cross-Country-WM wird in der Schweiz stattfinden. (Steffen Arora, 3.9.2019)