FPÖ-Landesrat Wolfgang Klinger empört mit Kritik an "Mischkulturen".

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Auch wenn die Vorgehensweise in Österreich, speziell in Oberösterreich, eine gewisse Tradition hat: Im Falle Wolfgang Klingers kann niemand sagen, man habe von nichts gewusst: Schon 2017 betonte der damalige FPÖ-Nationalratsabgeordnete im "Kurier"-Interview die Pflicht des Staates, "seinen Volksstamm in seiner Nationalität und Sprache zu erhalten". Davon "verabschieden wir uns", warnte er und verwies darauf, dass "über die Hintertür eine muslimische Gesellschaft installiert werden soll".

Nun sagte Klinger als oberösterreichischer Landesrat zur Kronen Zeitung , dass sich Migranten assimilieren müssten – sonst käme es zu unvorteilhaften "Mischkulturen". Klinger verwies wie damals auf einen Verfassungsartikel. Kritiker fühlten sich an die Rassenlehre des Nationalsozialismus erinnert, die Landesregierung distanzierte sich auf Antrag des grünen Landesrats Rudolf Anschober. Am Montagnachmittag entschuldigte sich Klinger. Der Rassismusvorwurf mache ihn "bestürzt und traurig".

Transportunternehmen und Traditionsgasthaus

Traurig möglicherweise auch deswegen, weil der Sager des 60-Jährigen seine Karrierechancen empfindlich einschränkt. Schon vor der Nationalratswahl 2017 brachte er sich als freiheitlicher Wirtschaftsminister in Stellung: Er stehe "natürlich" zur Verfügung, sollte seine Partei in die Bundesregierung einziehen. Immerhin führt Klinger nicht nur sein eigenes Transportunternehmen, sondern auch das traditionsreiche Gasthaus Klinger seiner tiefblauen Familie in Gaspoltshofen im Hausruckviertel.

Dort ist der verheiratete Vater dreier Kinder auch Bürgermeister; fast 65 Prozent der 3500 Gaspoltshofener haben ihn dazu gewählt. Die FPÖ erhielt in der im freiheitlichen Kernland gelegenen Gemeinde 43 Prozent der Stimmen bei der Gemeinderatswahl.

Blaue Hausmacht

In der blauen Landespartei hält Klinger einiges an Hausmacht – schon dank seines bekannten Nachnamens und der beeindruckenden Wahlergebnisse in der Region. So wurde Klinger 2017 Listenerster in Oberösterreich und zog in den Nationalrat ein – um nach der Ibiza-Affäre in die Landesregierung nachzurücken, als die ÖVP den Rückzug des ebenfalls wegen rechter Sager aufgefallenen blauen Landesrat Elmar Podgorschek gefordert hatte. Die akut geschwächten Freiheitlichen gaben nach, und Klinger wechselte von Wien nach Linz.

Seine aktuelle Entschuldigung dürfte die ÖVP akzeptieren. Der Traum vom Ministeramt ist aber wohl geplatzt. (Sebastian Fellner, 2.9.2019)