Helena Eribenne (hier: "Bone of Contention") spielt in ihren Arbeiten immer wieder mit den Erwartungen des Publikums.

Foto: Kati Bruder

Das Set für Helena Eribennes Performance im Kunstraum Niederösterreich.

Foto: Kunstraum Niederösterreich

Mitte der 70er rief die Soulsängerin Shirley Brown in ihrem Song Woman to Woman bei einer gewissen Barbara an. Sie hat gerade herausgefunden, dass Barbara etwas mit ihrem Mann hat. Shirley will Barbara sagen, warum sie selbst die bessere Frau für diesen Mann ist.

Feministisch gesehen kann man dieses Engagement heute vielleicht hinterfragen. Soll er sich doch zum Teufel scheren! Die Künstlerin Helena Eribenne geht aber einen anderen Weg. In ihrer Version des Telefonats ist es eine farbige Malerin aus dem Jahr 1974, die eine weiße Kuratorin anno 2019 anruft und von sich als Künstlerin überzeugen will.

"Sie fragt sie, warum es im Kunstbetrieb noch immer so kolonialistisch zugeht. Sie fragt, warum Kuratoren von farbigen Künstlern stets Kunst über Rassismus und Hautfarbe wollen", so Eribenne.

Debatte über farbige Künstler

Eribenne selbst ist afrokaribischer Abstammung. Vor 20 Jahren zog sie aus London nach Wien, studierte an der Akademie und lebt seither hier. Mit Woman to Woman II hat sie heuer den H13-Preis für Performance des Kunstraums Niederösterreich gewonnen. Sie führt die Performance im Kunstraum NÖ heute, Mittwoch, auf.

Die Debatte zur Kunst farbiger Künstler wird für Eribenne einseitig geführt. Deren Arbeiten auf das Thema Hautfarbe zurechtzuschneiden sei zwar eine Methode, Publikum und einen Kunstmarkt in Zeiten von "political correctness madness" auf Werke aufmerksam zu machen. "Es beschränkt aber deine Ausdrucksmöglichkeit als Künstler. Solange man damit beschäftigt ist, gegen Rassismus zu kämpfen, ist man nicht frei, man selbst zu sein und seine Wünsche zu leben. Da gibt es Parallelen zur Sklaverei."

Afrokaribisches Wohnzimmer

Im Kunstraum NÖ hat Eribenne das Wohnzimmer der Malerin nachgebaut. Mit vielen Spitzendeckerln – wie für einen afrokaribischen Haushalt im London der 70er üblich. Der Couchtisch ist ihr eigener, den sie sich gekauft hat, weil er sie an den ihrer Mutter erinnerte. Das detailverliebte Set und ein Video der Performance sind bis Ende nächster Woche zu sehen. (Michael Wurmitzer, 4.9.2019)