Lisa Herzog: "Die Rettung der Arbeit. Ein politischer Aufruf", 224 Seiten, Hanser Berlin 2019.

Foto: Hanser Berlin

Bregenz – Die deutsche Philosophin und Sozialwissenschafterin Lisa Herzog wird in diesem Jahr mit dem Essay-Preis Tractatus des Philosophicum Lech ausgezeichnet – als erste Frau in der Geschichte des seit 2009 vergebenen Preises, der mit 25.000 Euro dotiert ist. Mit ihm sollen herausragende Publikationen auf dem Feld geistiger Auseinandersetzung und Standortbestimmung ausgezeichnet werden. Herzog erhält ihn exemplarisch für ihr Werk "Die Rettung der Arbeit. Ein politischer Aufruf", erklärte das Philosophicum Lech.

Die 45-jährige Herzog, Professorin für Politische Philosophie und Theorie an der Hochschule für Politik an der Technischen Universität München, stellt in ihrem Buch elementare Fragen zur Gestaltung der öffentlichen Arbeitswelt angesichts der durch die digitale Transformation anstehenden Umbrüche. Dabei gehe es "um nicht weniger als um die Grundfragen der politischen Philosophie: Wie wird menschliches Zusammenleben organisiert, was macht eine gute und gerechte Gesellschaft aus, und wie können wir unsere Institutionen und sozialen Praktiken entsprechend gestalten?", so die Autorin im Einleitungskapitel ihres Buches.

Positives Echo

Das im heurigen Februar publizierte Werk erhielt sofort nach seinem Erscheinen große Aufmerksamkeit und Anerkennung. "Ein gut lesbares Plädoyer, das zum Umdenken anregt", hieß es etwa im Deutschlandfunk, "Ein kluger und nachdenklicher Essay" beim NDR. Der "Tagesspiegel" berichtete in Bezug auf Herzogs Buch von einem eindringlichen Plädoyer, "den Mut zu haben, auch an den großen Stellschrauben zu drehen".

Für die dreiköpfige Tractatus-Jury, bestehend aus Barbara Bleisch, Michael Krüger und Thomas Vasek, hielt Bleisch fest: "Herzog zeigt überzeugend auf, dass eine kritische Auseinandersetzung mit dieser sozialen Grundkategorie weder den Unkenrufen Glauben schenken darf, dass uns die Arbeit ausgehe, weil die Roboter sie uns wegnähmen, noch den Lockrufen aufsitzen, die vom goldenen Zeitalter erzählen, in dem niemand mehr arbeiten muss". Zudem erinnere sie daran, "dass unsere Zukunft weder Verheißung noch Verhängnis ist, sondern ein Gestaltungsspielraum, den es jetzt einzurichten gilt", so Bleisch.

Preisträger und Kandidaten

Auf der Shortlist für den Preis standen heuer neben Herzog auch die an der Universität Klagenfurt lehrende Ursula Renz sowie Maike Weißpflug, Heinz Bude, Michael Hampe und Florian Mühlfried. Bisherige Tractatus-Preisträger sind Ex-Juror Franz Schuh (2009), Kurt Flasch (2010), Norbert Bolz (2011), Herbert Schnädelbach (2012), Kurt Bayertz (2013), Peter Bieri (2014), Ulrich Greiner (2015), Hartmut Rosa (2016), Ralf Konersmann (2017) und Thomas Bauer (2018).

Überreicht wird der Preis am 27. September im Rahmen des Philosophicum Lech, das sich heuer in seiner 23. Auflage von 25. bis 29. September mit dem Thema "Die Werte der Wenigen. Eliten und Demokratie" auseinandersetzt. Das Philosophicum Lech ist mit über 600 Teilnehmern bereits ausgebucht. (APA, red, 4. 9. 2019)