Hat sich jugendliche Frische erhalten: Die Zeitschrift "Zenith" feiert Jubiläum.
Cover: Verlag

Auf der Liste der Dinge, um die man als Ösi die Deutschen beneiden könnte, steht Zenith weit oben. Wobei der Verdacht naheliegt, dass nur in einem größeren Land eine kritische Masse an Interessenten und Interessentinnen zusammenkommt, die einer "Zeitschrift für den Orient" – das war lange Zeit der Untertitel – längerfristig das Überleben sichert. Soeben feiert Zenith mit einer in jeder Hinsicht substanziellen Jubiläumsausgabe ihr 20-jähriges Bestehen.

Vor zwei Jahrzehnten schusterten ein paar unternehmungslustige Islamwissenschaftsstudenten in einem Hinterzimmer in Hamburg ihr erstes Heft zusammen. Daraus ist inzwischen viel mehr als nur ein Zeitschriftenprojekt geworden. Ein Verlag wurde gegründet, später ein Thinktank, und heute ist Zenith, aktiv und passiv, eine Anlaufstelle für Personen, die sich abseits des medialen Mainstreams ihre Gedanken über den Nahen Osten machen.

Jugendliche Frische

Vor allem Gründungsmitglied und Chefredakteur Daniel Gerlach ist mittlerweile als Experte medial gefragt. Und nicht nur, aber auch im aktuellen Jubiläumsheft setzt sich die Redaktion mit dem "Fach" Nahost/Islam auseinander – wobei sie sich eine gewisse jugendliche, ironische Frische erhalten hat, die gern den Typ des wildgewachsenen "Nahostexperten" auf die Schaufel nimmt.

Zenith hatte insofern auch etwas Glück, denn sie kam vor zwanzig Jahren genau zur richtigen Zeit. Zwar präsentierte sich in den Nullerjahren die arabische Welt noch als politisch völlig versteinert: Aber nach dem Ende des Kalten Kriegs war längst viel in Bewegung geraten, was sich erst einmal durch den Aufstieg radikaler Bewegungen zeigte. In den vergangenen zehn Jahren ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Zenith stolpert aber nicht den tagespolitischen Themen hinterher, sondern gönnt sich Blicke in die Tiefe und in die Breite. (Gudrun Harrer, 5.9.2019)