Yannick Shetty ist kein Polit-Neuling. Am Anfang steht – wie so oft – die Arbeit in der Hochschülerschaft.

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Es gibt ein paar Klischees über die Jungen der Neos: privilegiert, studieren Jus oder Wirtschaft, karrierebetont und leistungsorientiert. Yannick Shetty, Sohn eines Inders und einer Österreicherin mit koreanischen Wurzeln, sitzt auf dem dritten Platz der Wiener Landesliste der Pinken und vielleicht bald im Nationalrat. Einige dieser Gemeinplätze erfüllt er wohl, von anderen versucht er, sich dezidiert zu distanzieren. Shetty ist Jus-Student. Bei seinen bisherigen politischen Stationen war er nach eigenen Angaben "immer der Jüngste". Nur die Sonnenseite des Lebens zu kennen weist er zurück.

Davon, dass Shetty bis zur Matura in Tirol zu Hause war, hört man nichts. Den Dialekt abgelegt, hat er sich in Wien schnell assimiliert. Bereits 2013 findet er zu den Neos – motiviert durch Parteigründer Matthias Strolz. Von ihm fühlte sich der damals 18-Jährige endlich ernstgenommen. Im selben Jahr noch koordiniert er den Nationalratswahlkampf in Tirol.

Karriere im Eilschritt

An Erfahrung mangelt es dem 24-Jährigen also nicht. In Wien angekommen, holt ihn Claudia Gamon in den Bundesvorstand der liberalen Jugendorganisation Junos. Zeitgleich baut Shetty in der Wiener Josefstadt Parteistrukturen auf. Seit vier Jahren ist er dort Bezirksrat, 2017 wird er auch Spitzenkandidat bei den ÖH-Wahlen.

Dass die Partei noch in den Kinderschuhen steckte, spielt ihm in die Karten. Man war froh über jeden, der beim Aufbau anpackte. "Ich war aber durchaus sehr eigeninitiativ unterwegs", betont Shetty. Wenn einem die politische Karriere kein Anliegen ist, wird man Mitte 20 nicht Abgeordneter.

Als sich die rot-schwarze Koalition 2017 für Studiengebühren ausspricht und die Junos vor dem Juridicum feiern, kontern Gegner mit "Scheiß Akademikerkinder!". Shetty versteht den Vorwurf nicht. Seine Mutter war jahrelang alleinerziehend. Ihm – und vielen anderen bei den Neos – sei nichts in die Wiege gelegt worden. Die Zivildienststelle hat er außerhalb des Gürtels gewählt, weil er dort während des Studiums "wahrscheinlich weniger Zeit verbringen wird". Mit manchen Bekanntschaften stehe er noch immer in Kontakt. Shetty ist bemüht, gegen die Klischees zu arbeiten. Er möchte nicht den Eindruck hinterlassen, abgehoben zu sein.

Nur nichts Unüberlegtes

Auch wenn Shetty sich vorgenommen hatte, zuerst sein Studium zu beenden, fiel das Ja zur Kandidatur schnell. Analogien zum Ex-Bundeskanzler solle man aber nicht ziehen. "Wenn Sebastian Kurz nicht mehr in der Politik ist, wird er irgendwo unterkommen." Bei der Kleinpartei Neos könne man sich nicht von der Politik abhängig machen. "Das will ich natürlich auch nicht", ergänzt Shetty – nur nichts Unüberlegtes. Auch wenn er vom Zivildienst schwärmt, betont er, dass die Neos gegen eine Verpflichtung sind.

Dabei sieht er die Parteijugend durchaus als kritische Stimme. Aufmüpfigkeit will er jedoch nicht – "wie bestimmte andere Parteien" – zum Programm machen. Zum Polit-Ausgleich hat der 24-Jährige das Wandern für sich entdeckt. "Die Berge geben mir Kraft", schwärmt er. Wie war das mit den Politikerklischees? (Franziska Windisch, 5.9.2019)