Der "Eros von Kleinstübing".
Foto: APA/FF KLEINSTÜBING/WERNER GASSER

Stübing – Bei Umbauarbeiten in Kleinstübing im Bezirk Graz-Umgebung sind Funde aus der Römerzeit zutage gekommen. Mehrere Skulpturen konnten freigelegt werden, das Prunkstück ist ein sogenannter Delfinreiter.

Die Entdeckung gelang auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr von Kleinstübing, wo das Fundament für ein neues Rüsthaus ausgehoben wurde. Der Bauplatz grenzte an das Areal einer Villa rustica, also eines römischen Gutshofs. Schon 1999 und 2003 waren dort kleinere Funde gemacht worden. Daher war bereits bei Baubeginn klar, dass alle Grabungsarbeiten vom Bundesdenkmalamt bzw. Archäologen begleitet werden müssen.

Ritt in die Welt der Toten

Laut der Archäologin Ulla Steinklauber haben die Skulpturen ein Alter von rund 1.800 Jahren. Zum einen handelt es sich dabei um das Fragment eines liegenden Löwen mit gelocktem Fell. Erhalten ist davon aber nur ein Teil des Körpers – Kopf, Beine und das Rückenende fehlen. Ein weiteres Objekt ist eine Figur, die zu einem Großteil erhalten geblieben ist. Es ist ein kindlicher Eros – also ein geflügelter Knabe, Begleiter der Venus –, der auf dem Nacken eines Meerestieres steht.

"Dieses Meerwesen erinnert an einen Drachen, gemeint ist aber ein Delfin, dessen Aussehen der römerzeitliche Künstler mit anderen Vorstellungen von Meerestieren verwoben hatte. Wir haben hier einen sogenannten Delfinreiter, ein klassischer Begleiter von verstorbenen Menschen, deren Seele in eine andere Welt von den beiden Wesen begleitet wird", sagte Steinklauber.

Ein Teil des Kopfes des Eros, ein Teil des Tierkopfes und das Ende des Tierkörpers fehlen. Erhalten geblieben ist die in drei Spitzen endende Schwanzflosse. "Die Skulptur stand seitlich auf dem Dach eines sehr hohen Grabgebäudes aus Marmor. Mit einiger Wahrscheinlichkeit gehören beide Skulpturen zu demselben Grabmonument und zeigen eine starke künstlerische Eigenständigkeit und den Reichtum des Verstorbenen, dem wohl die römerzeitliche Villa in Kleinstübing gehört hatte", so Steinklauber.

Ausstellung

Die 103 Zentimeter hohe römische Marmorstatue des "Eros von Kleinstübing" wird vorerst im Foyer des Feuerwehrhauses zu besichtigen sein. Auch die übrigen Artefakte werden zusammen mit urnenfelderzeitlichen Grabfunden nach der wissenschaftlichen Publikation einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Dies könnte in Verbindung mit der öffentlichen zugänglichen Ausgrabung der römischen Villa von Kleinstübing im dortigen SOS Kinderdorf erfolgen. (APA, red, 4. 9. 2019)