Der Riesling Amphora wird in einer 300-Liter-Tonamphore ausgebaut.

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Auch wenn man seine Vorurteile hegt und pflegt wie liebgewonnene Haustiere, muss man sich bisweilen von dem einen oder anderen verabschieden. Vom Vorurteil, dass Genossenschaften keinen guten Wein machen, etwa. Ganz leicht ist das nicht, denn sie gleichen meist schwer manövrierfähigen Frachtschiffen – zu groß, zu viele Mitglieder, zu viele Befindlichkeiten -, mehr als Mainstream kommt oft nicht raus.

Die Domäne Wachau schafft diesen Kraftakt – und das bei 450 Hektar und hunderten Mitgliedswinzern. Schon länger fallen sie durch präzise Einzellagengewächse auf, nun überraschen sie mit einem freakigeren Programm: Unter der Bezeichnung "Backstage" füllt man Weine ab, die so gar nicht Wachau-like sind. Der Riesling Amphora etwa, der in einer 300-Liter-Tonamphore ausgebaut wird: spontan vergoren, fünf Monate auf der Maische gelegen, ungeschönt, unfiltriert und ohne Schwefelzugabe abgefüllt.

Das ganze Natural-Programm halt. Die Trauben kommen von Biowinzern. Ein ungemein wohlschmeckender Riesling: feine Gerbstoffe, ausreichend Säure, keine vordergründige Frucht. Wieder ein Vorurteil weniger. (Christiana Fieber, RONDO, 23.9.2019)