Das Strombad Kritzendorf, 20 S-Bahn-Minuten vom Wiener Franz-Josefs-Bahnhof entfernt, ist eigentlich gar kein klassisches Bad, sondern "a gmahde Wiesn". Wer den denkmalgeschützten Teil mit Rondeau und Portal passiert, findet eine schlichte, kurzgeschorene Liegewiese vor. Das Bad an der Donau ist dennoch nichts für Anfänger, denn schon nach wenigen Schwimmzügen findet man sich im Hauptfahrwasser und der ungebremsten Strömung wieder.

Für Familie Förster ist die Strömung zur Hauptattraktion geworden. Regelmäßig spaziert die vierköpfige Familie mit ihrem Golden Retriever stromaufwärts, schmeißt sich in die Fluten und geht auf der Höhe der eigenen Kabane wieder an Land.

Birgit: "Gegen den Strom schwimmen und sich treiben lassen ist das Motto von Kritzendorf."
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Karl ist so etwas wie der letzte Mohikaner in seiner Parzelle. Er hat gleich zwei Kabanen und einen Abstellraum angemietet. Weil die Verwaltung alle anderen Kabanen nur mehr als Abstellräume vermietet, ist seine Parzelle über Nacht wie ausgestorben.

Lebendig wird es in den Sommerferien: Dann freuen sich elf Enkelsöhne über den Zweitwohnsitz. Mit Stockbetten, Campingtoilette und Meerschweinchengehege hat Karl sein Refugium daher enkelfit eingerichtet. Insgesamt zahlt er für die "zweieinhalb" Kabanen 1.670 Euro für eine Saison.

Karl: "Ich bin der Einzige, der fix da wohnt. Früher war das voll belegt."
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Die Kabanen außerhalb der Anlage werden nicht vermietet. Die Bewohner pachten das Grundstück und kaufen das Häuschen. Familie Förster hatte Glück: Für 25.000 Euro Ablöse wurden sie nach langer Suche in der Hüttenzeile in zweiter Reihe fündig. (Maria von Usslar, 5.9.2019)