Das erste ORF-Speeddating im Nationalratswahlkampf 2019.

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Das schnelle und konfrontative Format hatte sich bereits im EU-Wahlkampf bewährt: Jeweils 20 Minuten stehen einander die politischen Kontrahenten in einer Art Speeddating gegenüber und versuchen ihre Argumente auf den Punkt zu bringen. Fünf Paarungen waren es am Mittwochabend. Den Anfang machten mit gehöriger Verspätung, die Marcel Hirscher mit seiner etwas schleppenden Rücktrittserklärung verursacht hatte, Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger und der Grüne Werner Kogler.

Kogler gegen Meinl-Reisinger.
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Einig waren sich die beiden, die FPÖ auf der Regierungsbank verhindern zu wollen. Meinl-Reisinger trug sich der ÖVP etwas offensiver als Koalitionspartner an, aber auch Kogler versicherte, die Grünen würden nicht auf der Flucht sein, wenn es darum gehe, eine Regierung zu bilden – auch zu dritt. Demokratie, Transparenz und Freiheit nannte Kogler als verbindende Werte, den Gestaltungswillen, Umwelt und Bildung brachte die Neos-Chefin ein. Wo man sich – notwendigerweise – auch mit der ÖVP treffe, blieb offen. Meinl-Resinger, selbst nicht auf den Mund gefallen, wurde streckenweise niedergeredet.

Kein Kurz

Peter Pilz hatte es in den vergangen Tagen oft genug zelebriert: So sehr fürchte sich Ex-Kanzler Sebastian Kurz vor ihm, dass er vor der TV-Konfrontation flüchte. Kurz hatte das mit einem Schulterzucken abgetan: Er wolle sich Pilz einfach ersparen, und das konnte man irgendwie auch nachvollziehen. Dass mit Karoline Edtstadler eine Politikerin der ÖVP gegen Pilz antritt, die gar nicht zur Wahl steht und mit ihrem Einzug ins EU-Parlament aus der Innenpolitik verschwunden ist, war aber in der Tat höchst seltsam.

Edtstadler gegen Pilz.
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Pilz war gleich bei den "Spenden", Edtstadler erwiderte "Schmutzkübelkampagne". Pilz sagte "Ibiza" und "Schreddern", "Politshow" erwiderte Edtstadler. "Korruption" sagte Pilz, "Skandal" erwiderte Edtstadler.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner traf daraufhin auf Werner Kogler. Rendi-Wagner will die Klimakrise bekämpfen, aber nicht die Menschen aus den Augen lassen. Kogler will den Menschen auch nicht wehtun, dafür aber den Flughafenausbau und die Autobahnprojekte stoppen.

In der vierten Runde trafen Meinl-Reisinger und Pilz aufeinander – nicht in Zuneigung miteinander verbunden, das wurde auch anhand einer herabwürdigenden Karikatur von Meinl-Reisinger klar, die Pilz einmal mehr verteidigte. Spenden an die Neos seien ein Investment im Interesse der Konzerne, kritisierte Pilz. Meinl-Reisinger konterte, dass Neos-Gönner Hans Peter Haselsteiner auch an Alexander Van der Bellen gespendet habe, Pilz, der ebenfalls Großspenden erhalten habe, aber offenbar in gute und böse Spenden unterscheide. Statt Ehrlichkeit und Wahrheit gebe es bei Pilz nur krude Verschwörungstheorien.

Spannung am Ende

Rendi-Wagner gegen Kickl.
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Die spannendste Paarung war für den Schluss angesetzt. Pamela Rendi-Wagner stellte sich dem freiheitlichen Klubobmann Herbert Kickl, der in Vertretung von Parteichef Norbert Hofer kam. Kickl eröffnete die Auseinandersetzung mit einer Anklage: Bislang sei noch in keinem der Gespräche das Wort Österreich vorgekommen. Rendi-Wagner warf ihm Arbeitszeitverlängerung und Ruhezeitenverkürzung um die Ohren. Die FPÖ habe die Österreicher verraten und sei Erfüllungsgehilfin der ÖVP. Kickl fand die SPÖ-Chefin daraufhin sympathisch, was überraschend war. Was die beiden dennoch trennt: Die SPÖ sei mit den Nichtstaatsbürgern solidarisch, befand Kickl, die FPÖ hingegen mit den "eigenen Leuten". Rendi-Wagner stellte daraufhin klar, dass es keine Koalition mit der FPÖ geben werde. Kickls Schmerz hielt sich in Grenzen: Die Glamour-Welt der SPÖ turne ihn nicht im Mindesten an. (Michael Völker, 4.9.2019)