"Ein Freund von mir hat das in Barcelona gesehen und gemeint, dass wir das unbedingt auch in Wien brauchen", erzählt Lukas Schachinger. Das "Das" war ein Festival für Straßenkünstler, das es mittlerweile über zweihundert Mal auf der Welt gibt. Und dank der ehrenamtlichen Initiative von Schachinger und vielen anderen seit 2011 auch in Wien.

Künstler sind Vollprofis

Schachinger war damals Obmann eines Fußballvereins in Wien-Währing und hatte somit Erfahrung im Organisieren eines Vereins. Die Idee eines Festivals für Straßenkünstler auf Hutgeldbasis hat ihn sofort in seinen Bann gezogen. "Inhaltlich ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei, vom Jonglieren über Musik bis hin zu 3D-Malereien oder Comedy-Acts. Und die Künstler sind internationale Vollprofis, die wissen ganz genau, wie sie das Publikum unterhalten müssen", so Schachinger. Acht Jahre nach seiner Erstauflage kümmern sich mittlerweile ein fünfköpfiger Vorstand, siebzehn Mitglieder eines Kernteams sowie über fünfzig Festivalordner um die Organisation – allesamt ehrenamtlich.

Seit seiner Erstauflage geht das Buskers Straßenkunstfestival am Wiener Karlsplatz über die Bühne.
Buskers Festival

Neben Schachinger ist auch Jelena Brcina Mitglied im Vorstand. Sie engagiert sich seit 2015 ehrenamtlich bei Buskers und ist unter anderem für das Personalmanagement und das Umweltkonzept zuständig. "Jede Show ist einzigartig und die Künstler legen so viel Herzblut in ihre Auftritte, das ist wirklich ein ganz einzigartiges Erlebnis", gerät auch sie ins Schwärmen. Die Freude in den Gesichtern der Besucher, darunter auch sehr viele Kinder, entschädige für all die Mühen, die unter dem Jahr in der Organisation anfallen. "Bei den Shows kommen in ganz vielen Erwachsenen wieder die Kinder zum Vorschein. Sie lassen sich auf etwas ganz Neues ein und das ist einfach toll mitanzusehen", so Brcina.

Teammanagement als Herausforderung 

Diese schönen Momente, in denen das Funktionieren des Konzepts und all der Planungen sichtbar werden, helfen während der langen Vorbereitungen, wenn bei den ehrenamtlichen Helfern das ein oder andere Motivationsloch einreißt. "Den Workflow unterm Jahr hoch zu halten ist ein großes Problem, da wir keine regelmäßige gemeinsame Büroarbeit haben", erzählt Schachinger. "Das Sponsoring hat zu einem ganz anderen Zeitpunkt seine Hochphase als zum Beispiel das Helfermanagement. Es kann also durchaus passieren, dass man sich in seinem Stress gerade ein bisschen allein vorkommt." Umso mehr Bedeutung kommt daher dem Teambuilding und -management zu. Auch um sich in diesen Bereichen weiterzuentwickeln, absolvierten Schachinger und Brcina im Frühjahr den Lehrgang der Akademie der Zivilgesellschaft. Und auch wenn das Organisationsteam mittlerweile aus vielen helfenden Händen besteht, würden sich Schachinger und Brcina über zusätzliche Unterstützung, zum Beispiel in den Bereichen Grafik, Website oder Förderungen, freuen. Ordner für das Jubiläumsfestival 2020 können sich bereits melden, denn die Vorbereitungen für die zehnte Auflage laufen bereits auf Hochtouren.

Feuer kommt in der Nacht beim Festival zum Einsatz.
Foto: Buskers Festival

Neben der Rekrutierung von freiwilligen Helfern ist die Finanzierung des Festivals eine große Herausforderung. Sponsoren und die Verpachtung der Gastronomie tragen zwar die Hauptkosten des Festivals, insbesondere Anreisen und Unterkünfte für die auftretenden Künstler. Ihre Gage verdienen die Buskers (englisch für Straßenkünstler/Straßenmusiker) in Form des Hutgeldes selbst. Doch das Budget für die Organisation des Festivals fällt – auch gemessen an anderen vergleichbaren Veranstaltungen – sehr knapp aus. Visionen für die Zukunft werden trotzdem schon eifrig geschmiedet. "Es würde mich freuen, wenn wir es mittelfristig schaffen würden, das Festival an mehreren Standorten in der Innenstadt stattfinden zu lassen. Mit dem Hintergrund Wiens als Kulturstadt und der historischen Kulisse, könnte man auf diese Art das eindrucksvollste Buskers-Festival der Welt machen."

Jelena Brcina und Lukas Schachinger sind ehrenamtlich für das Buskers-Festival tätig.
Foto: Akademie der Zivilgesellschaft

Schauplatz Karlsplatz

Auf seinem angestammten Ort am Karlsplatz findet von 6. bis 8 September die neunte Auflage des Buskers-Festivals statt. Unter anderem treten die australische Bogenschießen-Künstlerin Sara Twister sowie "das offizielle Buskers Maskottchen" El Diabolero auf. Darüber hinaus wird der 3D-Künstler Metanamorph eines seiner Gemälde auf den Asphalt zaubern und auch die abendlichen Feuershows sollte man sich nicht entgehen lassen.

Lukas Schachinger ist 33 Jahre alt und Angestellter, in den Wochen vor dem Festival arbeitet er rund zehn Stunden pro Tag ehrenamtlich für das Festival. Jelena Bricina (28) ist Studierende und engagiert sich in der unmittelbaren Festivalvorbereitung circa 30 Stunden pro Woche. (Philipp Schneider, 6.9.2019)

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