"Stürmer definieren sich über Tore", sagt Jogi Löw.

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Hamburg – Der Fußballklassiker Deutschland gegen die Niederlande geht am Freitag (20.45 Uhr, live RTL) in Hamburg zum vierten Mal innerhalb eines Jahres in Szene. Nach den Nations-League-Duellen siegten die Deutschen in der EM-Qualifikation in Amsterdam mit 3:2. Für Holland bietet sich nun die Möglichkeit zur Revanche. Deutschland hat die vergangenen 14 Quali-Spiele für WM- und EM-Turniere aber allesamt gewonnen.

Ein Aufeinandertreffen in Hamburg lieferte vor 31 Jahren eine emotionalsten Szenen der innig gehegten deutsch-niederländischen Rivalität. Nach dem 2:1 im Halbfinale der EM 1988 gegen den Gastgeber wischte sich Ronald Koeman auf dem Rasen mit dem Trikot von Olaf Thon symbolisch den Hintern ab. "Ich war jung und voller Emotionen", erklärt der heutige Bondscoach mit dem Abstand von Jahrzehnten. Bei seiner Rückkehr ist von der Brisanz des Spiels nicht mehr viel übrig geblieben. Koeman wie auch Bundestrainer Joachim Löw interessiert mehr die Gegenwart.

In Gruppe C stehen für Deutschland zwei richtungsweisende Spiele an. Die Tabelle führt Nordirland nach vier Siegen mit zwölf Punkten vor dem Ex-Weltmeister (9 Punkte) und den Niederlanden (3) an. Diese haben erst aufgrund ihres Antritts im Finalturnier der Nations League erst zwei Partien absolviert. Die Nordiren greifen am Freitag nicht ins Geschehen sein, die Briten sind erst am Montag daheim gegen Deutschland im Einsatz. Dann gastieren die Niederländer in Estland.

Timo Werner ersetzt Leroy Sane

"Mit allen Höhen und Tiefen" habe man die jüngsten Duelle mit Holland bestritten, meinte Löw einen Tag vor der Partie im mit 51.299 Zuschauern ausverkauften Volksparkstadion. Auf ein 0:3 und 2:2 in der Nations League folgte ein Auswärtssieg, Nico Schulz erzielte Ende März erst in letzter Minute das Siegestor. "Da hat unser junges Team gezeigt, dass wir gegen starke Mannschaften bestehen können", betonte Löw. Deutschlands Langzeitcoach (176. Länderspiel) treibt wie auch Koeman den Umbruch voran.

Sicher scheint, dass der mit fünf Toren in die Bundesligasaison gestartete Leipziger Timo Werner den verletzten Leroy Sane im Angriff ersetzen wird. "Stürmer definieren sich über Tore", meinte Löw dazu. Manuel Neuer wird Freitag im Tor stehen. Wer es in Belfast tun wird, ließ Löw offen. Gegen die Niederländer werde man "voller Elan und voller positiver Grundstimmung in das Spiel gehen", kündigte er an.

Die Gäste werden angeführt von Europas neuem Fußballer des Jahres, Virgil van Dijk. Der Innenverteidiger von Liverpool überstrahlte bei der Wahl sogar Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Er wolle sich aber nicht mit den beiden Superstars vergleichen, meinte der 28-Jährige selbst bescheiden. Vor allem Van Dijks Zweikampfwerte sind phänomenal. Als ihn Arsenals Nicolas Pepe ausgedribbelt hatte, war dies eine Meldung wert: Pepe war der erste Spieler nach 50 Premier-League-Spielen, der van Dijk überwand.

De Ligt wird natürlich spielen

Neben dem Kapitän wird Matthijs de Ligt einlaufen. Der 20-Jährige hatte nicht den besten Einstand bei Juventus Turin. Nach dem 4:3 gegen Napoli wurde er aufgrund seiner Fehler hart kritisiert. Koeman hatte dafür wenig Verständnis. "Warum die ganze Aufregung? Es ist nicht so für ihn gelaufen, aber alle sind alle zu vorschnell, wenn es um Wechsel geht", stellte der Bondscoach klar. De Ligt werde natürlich spielen. "Ich vertraue auf meine Spieler", meinte Koeman. Unter dem 56-Jährigen ist Holland wiedererstarkt. Im Nations-League-Finale gab es ein knappes 0:1 gegen Portugal. Löw begegnet Koeman mit großem Respekt. "Sie spielen abwechslungsreich und offensiv, mit nur drei Verteidigern", urteilte er.

Abseits des Schlagers peilt Belgien in San Marino den fünften Sieg im fünften Gruppenspiel an. Nicht ins Gewicht fallen sollte das Fehlen der verletzten Hazard-Brüder Eden und Thorgan. Der an einer Muskelverletzung im Oberschenkel leidende Real-Star und sein nun für Borussia Dortmund spielender jüngerer Bruder werden auch am Montag in Glasgow gegen Schottland pausieren müssen. Drei Zähler hinter den makellosen Belgiern liegend, peilen auch die Russen in den Spielen in Schottland (Freitag) und daheim gegen Kasachstan sechs Zähler an. (APA; 5.9.2019)