Sebastian Kurz möchte bitte ausreden.

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Am Salzburger Landestheater kam es am Dienstag zu einer Aufführung der besonderen Art: Der Sender Servus TV filmte ein Stück namens "Elefantenrunde" ab. Ohne einen moderierten Einstieg schaltete Servus mitten ins laufende Gespräch der wahlwerbenden Spitzenkandidaten. Klimapolitik beziehungsweise deren Fehlen, Förderung der Regionen und Bildung waren die Themen.

Bei der Bildung sprach sich Sebastian Kurz beherzt gegen das Schlechtreden der Lehrer aus – obgleich keiner seiner Mitbewerber das getan hatte. Als Theaterstück betrachtet, war das erwartbarerweise keine Ensembleleistung, sondern der Versuch von sechs Selbstdarstellern, besonders zu glänzen — und das nicht nur auf der Stirn.

Unvermittelter Einstieg in die Klimadebatte.
Kleine Zeitung

Im besten Fall fielen dabei ein paar Bonmots ab, damit ließ sich beim Publikum punkten, neue inhaltliche Erkenntnisse gab es kaum. Beim abschließenden Spiel, jeder muss über einen anderen was Positives sagen, punktete Beate Meinl-Reisinger (Neos) mit einer Pointe über Peter Pilz. Sie attestierte ihm unterhaltsame Reden. Noch bevor der sich bauchgepinselt fühlen konnte, setzte sie nach: "Die werd' ich vermissen."

Politiker sagen Positives.
Kleine Zeitung

Im Anschluss kam es zu einer Solovorstellung von Sebastian Kurz. Der junge Altkanzler traf unter der geschwätzigen, dabei wenig Gesprächsordnung bringenden Moderation von Michael Fleischhacker drei Bürger, die Kurz niederredete — nachdem er endlich verkabelt war und sich vergegenwärtigt hatte, dass er längst auf Sendung war. Die Erkenntnis aus der Diskussion? Auch nichts Neues. Die ÖVP ist das größte Opfer, weil sie angeblich gehackt wurde. Die Zahlen, die der Falter über eine doppelte Buchführung der ÖVP berichtet hatte, seien falsch. Und die drei Gäste hätten leider nicht wirklich eine Ahnung und mögen ihn doch bitte ausreden lassen.

Erhellend war das Gespräch in den stillen Momenten, in denen Kurz' Physiognomie durch direkte Konter eines geladenen Psychiaters die Wirkung eines Treffers signalisierte. Über sich und die ÖVP wollte er dabei kaum reden, eher darüber, was die anderen alles gemacht hätten. Eine Stunde lang ging das so, unterbrochen immer wieder von Fleischhacker. Der Gewinner? Der ORF. Da wusste man wieder, was man an dem vermeintlichen Staatsfernsehen hat. (Karl Fluch, 5.9.2019)