Norbert Hofers Lächeln ist so süß wie Uhudlertrauben.

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Warum heißen Elefantenrunden eigentlich Elefantenrunden? Der Elefant lügt nie, ist notorisch friedfertig, verschmäht jeden Populismus, nimmt sein Fressen nicht in gestückelten Mengen zu sich und hat ein hervorragendes Gedächtnis. Er brilliert also mit Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen, die unter Politikern eher Mangelware sind.

Der Krisenkolumnist ist sich sicher, dass Norbert Hofer den Inhalt des Ibiza-Videos völlig verschwitzt hat, während wiederum Sebastian Kurz längst entfallen ist, wer denn noch Frau Horten war. In einer Elefantenrunde, die diesen Namen verdient, sollte jeder Politiker einen Rüssel der Wahrheit tragen müssen, welcher sich bei den dreistesten Verlogenheiten puterrot verfärbt und laute Trompetenstöße von sich gibt. Gegen dieses Fernsehstudio wäre das Schönbrunner Elefantengehege ein Ort der meditativsten Stille.

Kopfsalat

Seit einem Jahr besitzen meine Frau und ich eine kleine Datscha, ein Dätschchen gewissermaßen, auf dem Lande. Als ich diese Woche nach ein paar Tagen Abwesenheit die Küche des Dätschchens betrat, erlebte ich ein unerwartetes Schauspiel: Über den Wipfeln der Ligusterhecke ging plötzlich die reinweiße Stirn von Norbert Hofer auf.

Als guter Katholik glaubte ich erst an eine Marienerscheinung, aber nein, es war tatsächlich Hofer. Von der Scheune aus konnte ich feststellen, dass die FPÖ meine Absenz genutzt hat, um an einem Laternenmast vor unserer Hecke ein Wahlplakat mit dem Konterfei ihres Parteichefs anzubringen. Herr Hofer schaut mir in den Garten.

Sein Lächeln ist so süß wie unsere Uhudlertrauben, und hinter seiner Schädelkalotte biegen sich drei rot-weiß-rote Balken auf solch patriotische Art, dass ich auf der Stelle versucht war, die Bundeshymne abzusingen. Das unter Hofer stehende Motto "Fair. Sozial. Heimattreu." dürfte dagegen von einem altanarchistischen Slogan aus den 1970ern inspiriert sein ("Wir bleiben unserm Motto treu, schwul, pervers und arbeitsscheu.").

Ich stehe auf Demokratie und auf Wahlen, aber dieser Kopfsalat auf tausend Plakaten, der vor jedem Urnengang das Land überzieht, ist mir ein Gräuel. Allein was das die Parteispender kostet! Mit einer Besitzstörungsklage komme ich gegen die FPÖ wohl kaum durch. Ich kann nur hoffen, dass mir der Kirschlorbeer und die Buddleja nicht an einem Zuckerschock eingehen. (Christoph Winder, ALBUM, 24.8.2019)