China könnte sein CO2-Emissionsmaximum schon bedeutend früher erreichen.

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Die Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase in China dürften schon 2022 ihren Höhepunkt erreichen, weit vor dem ursprünglichen Ziel, das "um 2030" lautete. Dieses Ziel könnte zudem ohne zusätzliche politische Maßnahmen erreicht werden, sagte ein hochrangiger Forscher der Regierung am Donnerstag.

Chinas Versprechen, die Emissionen bis "um 2030" auf einen Höchststand zu bringen, ist eine der Schlüsselkomponenten des globalen Pakts zur Bekämpfung des Klimawandels, der 2015 in Paris ausgearbeitet wurde. Peking hat seitdem versprochen, bei der Überprüfung seiner Ziele "den höchstmöglichen Ehrgeiz" zu zeigen. Eine Denkfabrik hatte die Regierung aufgefordert, für den Fünfjahresplan 2021–2025 strengere Maßnahmen einzuführen.

Könnte ausreichen, einfach weiterzumachen

Jiang Kejun, Professor am Energieforschungsinstitut, einer Abteilung von Chinas führendem Planungsgremium, sagte aber, er habe "extremes Vertrauen" in die Fähigkeit Pekings, die Emissionen auch in einem "Business as usual"-Szenario begrenzen zu können. "China hat bereits eine sehr starke Politik, und meiner Meinung könnte es ausreichen, einfach weiterzumachen", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.

Jegliche Änderung der offiziellen Ziele des weltweit größten CO2-Emittenten dürfte große Auswirkungen auf den globalen Kampf gegen den Klimawandel haben. Die chinesischen Regierungsbeamten blieben bei der Überarbeitung ihrer Prognosen jedoch vorsichtig. Li Gao, Leiter der Klimaabteilung des Umweltministeriums, warnte vergangene Woche, dass das Ziel 2030 bereits durch den Handelskrieg mit den USA gefährdet sei. Nach einer Verlangsamung von 2014 auf 2016 dürften die gesamten Kohlenstoffemissionen Chinas ab 2017 wieder gestiegen sein.

Emissionen im ersten Halbjahr um vier Prozent gestiegen

Laut Schätzungen, die Greenpeace am Donnerstag veröffentlichte, sind die Emissionen im ersten Halbjahr um bis zu vier Prozent gestiegen, was auf den steigenden Verbrauch von Kohle, Stahl und Zement zurückzuführen ist.

Eine wichtige Frage ist der wieder steigende Kohleverbrauch und die mögliche Genehmigung neuer Kohlekraftprojekte. Derzeit werde debattiert, ob mehr Kapazität zum Bewältigen künftiger Stromengpässe erforderlich ist, sagt Yang Fuqiang vom Natural Resources Defense Council, einer in den USA ansässigen Umwelt-NGO. Eine Industriegruppe hatte prognostiziert, dass Chinas Kohlekraftwerke eine Spitzenleistung von 1.300 Gigawatt (GW) erreichen werden, was einem Anstieg um fast 300 GW gegenüber Ende 2018 entspricht.

Eric Luo, Geschäftsführer von GCL, einem chinesischen Hersteller erneuerbarer Energien, hält es für unwahrscheinlich, dass weitere 300 GW erforderlich sind, fügt aber hinzu, dass ein Höchststand der Kohlenstoffemissionen im Jahr 2022 plausibel sei. "Nach 2022 sollten Kohleemissionen und die Zahl der neuen Kohlekraftwerke sinken", sagte er zu Reuters. "Auch wenn sie weitere 200 GW genehmigt haben – es macht keinen Sinn, so viel zu bauen." (Reuters, red, 6.9.2019)