Bild nicht mehr verfügbar.

Linkshändigkeit ist zu einem Viertel genetisch bedingt.

Foto: Picturedesk / Valentina Barreto

Oxford – Rund zehn Prozent der Menschen sind Linkshänder, anthropologischen Studien zufolge trifft das schon seit mindestens 10.000 Jahren zu. Bis die minderheitliche Linkspräferenz von der rechtshändigen Mehrheit nicht als Makel oder gar Boshaftigkeit angesehen wurde, sollte es bis weit ins 20. Jahrhundert dauern.

Welche Faktoren für die Dominanz einer Hand verantwortlich sind, wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Ist die Händigkeit angeboren oder erworben? Inzwischen ist klar, dass es sowohl angeborene wie auch durch die Umwelt verursachte Ursachen gibt. Welche Rolle die Gene dabei spielen, zeigten in den vergangenen Jahren Zwillingsstudien: Genetische Faktoren sind zu etwa 25 Prozent dafür ausschlaggebend sind, welche Hand dominant ist.

Forschern der Universität Oxford ist es nun gelungen, vier Genorte im menschlichen Erbgut zu identifizieren, die offenbar mit der Linkshändigkeit in Verbindung stehen. Nicht nur das: Die Wissenschafter entdeckten auch Zusammenhänge mit der Entwicklung der Gehirnstruktur.

Umfangreiche Daten

Für ihre Studie im Fachblatt "Brain" nutzte das Team um Akira Wiberg Daten aus einer Biobank von rund 400.000 Menschen aus Großbritannien, darunter 38.332 Linkshänder. "Diese großen Datensätze erlaubten uns, die biologischen Grundlagen der Linkshändigkeit genauer zu beleuchten als je zuvor", sagt Wiberg. Von 10.000 Studienteilnehmern lagen zudem detaillierte Hirnscans vor. Mit deren Hilfe konnten die Forscher nach möglichen Verbindungen zwischen den Genregionen, der Linkshändigkeit und dem Gehirn fahnden.

Tatsächlich fanden sich Hinweise darauf, dass die betreffenden Linkshändergene Auswirkungen auf bestimmte Proteine haben, die in der sogenannten Weißen Substanz im Gehirn eine Rolle spielen. Diese aus Leitungsbahnen und Nervenfasern bestehende Masse ist vor allem für den Informationsaustausch zwischen den Hirnregionen wichtig.

Vorteilhaft verdrahtet

"Es stellte sich heraus, dass bei den Linkshändern die Sprachareale der beiden Gehirnhälften besser miteinander kommunizieren", so Akira. "Das eröffnet die faszinierende Möglichkeit, dass Linkshänder bessere Sprachfähigkeiten haben könnten." Der Forscher schränkt ein, dass die Ergebnisse nur einen Durchschnitt zeigen und Unterschiede zwischen einzelnen Linkshändern nicht berücksichtigt wurden.

Mit Vorsicht sind auch einige interessante Korrelationen zu bewerten, auf die das Team bei der Datenauswertung stieß: So scheinen die Gene, die mit der Linkshändigkeit in Verbindung stehen, mit einem etwas niedrigeren Erkrankungsrisiko für Parkinson einherzugehen. Umgekehrt könnten sie wiederum Schizophrenie leicht begünstigen.

Die Aussagekraft dieser Beobachtungen sei aber noch gering, schreiben die Forscher, ein eindeutiger Zusammenhang lasse sich daraus in der vorliegenden Arbeit nicht ableiten. Weitere Studien könnten aber dazu beitragen, die genetische Entwicklung dieser Krankheiten besser zu verstehen. (David Rennert, 7.9.2019)