Sollte die deutsche Wirtschaft in die Rezession fallen, was inzwischen nicht unwahrscheinlich ist, wird das auch Österreichs Industrie zusetzen.

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Die Konjunkturflaute kommt immer stärker in der Arbeitswelt an. Dass die deutsche Wirtschaft im Vorquartal schrumpfte, spiegelt sich in der Arbeitswelt wider: Wie jüngste Daten zeigen, sinkt die Zahl geleisteter Stunden pro Erwerbstätigen im Frühjahr im Schnitt um rund eineinhalb Stunden im Vergleich zum Vorjahresquartal. Vor allem in der angeschlagenen Autoindustrie kommt das Thema Kurzarbeit wieder aufs Tapet.

So musste etwa der Autozulieferer Schaeffler, der auch in Österreich produziert, angesichts der Flaute in der Branche die Hälfte der Mitarbeiter im Werk Erlangen-Frauenaurach in Kurzarbeit schicken. Im Tochterbetrieb in Berndorf (St. Veit) wird auf Nachfrage versichert, dass Kurzarbeit dort kein Thema sei.

In Österreich ist man gegenüber der schwächelnden deutschen Autoindustrie nicht immun. Am Donnerstag musste die börsennotierte HTI High Tech Industries mit Sitz im oberösterreichischen St. Marien die Tore zusperren. Der Spezialist für Leichtbauteile wurde von der Pleite der Tochtergesellschaft Gruber & Kaja mitgerissen. Bei dem Autozulieferer hatte man über Monate auf Kurzarbeit gesetzt, um die Durststrecke zu überbrücken – leider vergeblich. Kein Wunder, dass das "K-Wort" bei manchen Beobachtern die Alarmglocken auslöst. Zumindest in Österreich halten sich die Warnsignale aber noch in Grenzen: Aktuell haben im Land elf Unternehmen mit insgesamt 943 Personen Kurzarbeit eingeführt, wie das Arbeitsmarktservice (AMS) mitteilt. Teilweise würden Firmen sogar frühzeitig damit aufhören.

Förderungen vom Arbeitsmarktservice

"Im Großen und Ganzen sind die Zahlen in dieser Größenordnung konstant", sagt AMS-Chef Kopf. Es könne je nach Wirtschaftsentwicklung vor allem in der Industrie wieder zu mehr Kurzarbeitsfällen 2020 kommen. Unternehmer können sich mit dem Betriebsrat darauf einigen, Kurzarbeit einzuführen. Das AMS greift in solchen Fällen mit Förderungen unter die Arme.

Doch nicht immer läuft Kurzarbeit über diese offizielle Schiene. "Kürzer gearbeitet" wird etwa beim Autozulieferer Mark in Spital am Pyhrn. "Ein Sonderfall", erklärt Firmenchef Rudolf Mark. Bei der Metallwarenfabrik wurden Hallen gebaut und Mitarbeiter für ein Großprojekt eingestellt. Der Auftraggeber sei aber noch nicht so weit, also warte man ab. Dass einige Mitarbeiter bei teilweisem Lohnausgleich einen Tag weniger arbeiten, laufe nicht über die offizielle Schiene, weil es im Familienbetrieb keinen Betriebsrat gibt.

Strenge Auflagen

Außerdem wären die Auflagen des AMS zu streng, so muss etwa eine Garantie abgegeben werden, dass die Mitarbeiter beschäftigt bleiben. Laut Mark könnten viele Firmen in der Branche die gegenwärtige Konjunkturdelle leicht wegstecken. Von einer Krise würde der Unternehmer derzeit nicht sprechen. Zumindest in Oberösterreich kenne er kein weiteres Beispiel für Kurzarbeit.

Anders sieht das in der Steiermark aus. Der Geschäftsführer der AMS-Landestelle, Karl-Heinz Snobe, sagte der "Kleinen Zeitung", dass er zwar noch keine Anträge auf Kurzarbeit auf dem Tisch liegen habe. Aber aus verschiedenen Produktionsbetrieben gebe es bereits Anfragen.

Export bricht ein

Im Außenhandel ist die Konjunkturabkühlung deutlich spürbar: Im ersten Halbjahr stiegen die Exporte zwar um drei Prozent an – ebenso die Importe. Das Handelsbilanzdefizit verringerte sich sogar. Doch der Trend weist nach unten. Im Juni gab es ein klares Minus bei den Ausfuhren, und zwar um sieben Prozent.

Die meisten Ökonomen rechnen mit einem spürbaren Abschwung in den kommenden Monaten. Kurzarbeit sei ein gutes Instrument, um dem entgegenzuwirken, sagt der Arbeiterkammer-Ökonom Markus Marterbauer. Es gebe verschiedene flexible Modelle, wie eine Firma Arbeitszeit verkürzen kann. In einigen Branchen gibt es etwa die Freizeitoption. Dabei dürfen Mitarbeiter ihre kollektivvertragliche Lohnerhöhung gegen mehr Freizeit eintauschen. Andere nutzen die Arbeitszeitkonten, um Stunden mit Zeitausgleich abzuschmelzen.

Keine aktuellen Daten vorhanden

Wie viele Firmen zu inoffiziellen Formen der Kurzarbeit greifen, lässt sich nicht feststellen. Noch liegen keine aktuellen Daten zur Arbeitszeit für Österreich vor, wie die Statistik Austria mitteilt. Im ersten Quartal kam es zu einem leichten Rückgang der geleisteten Arbeitsstunden unter Vollzeitbeschäftigten, der allerdings durch die Teilzeitbeschäftigten kompensiert wurde. Das allein ist bestenfalls ein Indiz dafür, dass Kurzarbeit wieder zurückkehrt.

Die heimischen Produzenten seien gut auf die deutsche Flaute vorbereitet, betont man bei der Industriellenvereinigung. Obwohl ein Drittel der metalltechnischen Betriebe an die Automobilindustrie liefert, sind diese Zulieferketten viel stärker mit Osteuropa verwoben als früher. Dort brummt der Konjunkturmotor noch. (Leopold Stefan, 7.9.2019)