Europride im heurigen Sommer in Wien. Heute Samstag wird es auch im ländlichen Himberg bunt.

Foto: Christian Fischer

Himberg – Für die Marktgemeinde Himberg bei Wien ist es eine Premiere – für den ländlichen Raum in Österreich insgesamt auch: Heute, Samstag, ziehen Schwule, Lesben und Angehörige anderer sexueller Minderheiten festlich, bunt und protestierend durch die Straßen des 7400-Einwohnerorts.

"Vienna Pride goes Himberg" lautet das Motto des Aufmarsches, der kurz nach 12 Uhr vom Himberger Bahnhof aus startet und durch die Anton-Dietrich-Gasse, Feldgasse, Gutenhofer Straße und Hauptstraße zum Hauptplatz führt, wo ab etwa 13 bis 15 Uhr die Schlusskundgebung mit Reden verschiedener Politiker und anschließendem Konzert stattfindet.

Laut Katharina Kacerovsky, Geschäftsführerin der Stonewall GmbH, die die Himberg-Pride organisiert, werden 20 Gruppen erwartet. Spontane Mitmarschierer seien willkommen.

Vorabentschuldigung des Bürgermeisters

Zu Diskussionen in sozialen Medien führte Freitagabend ein auf der Himberger Gemeindehomepage veröffentlichtes Schreiben Bürgermeister Ernst Wendls (SPÖ). Darin entschuldigt dieser sich bei den Pride-Anrainern schon im Voraus. Es werde "zu Behinderungen kommen", diese seien aber "überschaubar".

Verhinderbar sei der Aufmarsch nicht gewesen: "Zum Unterschied zu einer Veranstaltung können dem Organisator einer Versammlung keine Auflage erteilt werden. Das Versammlungsgesetz ist in Österreich rechtlich so stark verankert, dass eine Untersagung praktisch nicht möglich ist".

Im einem STANDARD-Telefonat diese Woche hingegen hatte Wendl den Aufmarsch, bei dessen Schlusskundgebung auch er eine Rede halten wird, begrüßt.

Auslöser war homophobes Mobbing

Auslöser für die Landpartie der von ihrem Massenauftritt auf der Wiener Ringstraße her bekannten Pride ist ein Fall wiederholten homophoben Mobbings. Im Juli wandten sich Philipp V. (28) und sein Verlobter Matthias F. (23) an den STANDARD. Als händchenhaltende Schwule würden sie in ihrer Heimatstadt Himberg geschnitten und beschimpft.

"Passanten haben uns ausgelacht. Ein Motorradfahrer hat uns im Vorbeifahren 'Ihr Schwuchteln!' zugerufen, ein Familienvater von einem Spielplatz aus lautstark 'Mir kommt gleich das Speiben!' gebrüllt", zählte V. auf.

Haltung gefordert

In einem offenen Brief hatte sich der Verkäufer an den Himberger Bürgermeister Ernst Wendl (SPÖ) gewandt. Dieser solle "Haltung zu zeigen und sich öffentlich klar gegen Diskriminierung und Homophobie aussprechen". Als Antwort hatte sich der Sozialdemokrat in den "Niederösterreichischen Nachrichten" ausweichend geäußert: "Ich bin für Toleranz. Aber soll ich jetzt mit Lautsprechern durch den Ort fahren?", fragte er.

Dem STANDARD sagte Wendl damals, er sei "allen gleichgeschlechtlichen Paaren gegenüber aufgeschlossen". Doch die grassierenden Vorurteile könne man "nur gesellschaftlich beantworten". (Irene Brickner, 7.9.2019)