Busse mit ukrainischen Kriegsgefangenen verließen laut Agenturberichten am Samstagmorgen ein Moskauer Hochsicherheitsgefängnis.

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Oleg Sentsow bei der Ankunft in Kiew.

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Das Flugzeug mit den ukrainischen Gefangenen startet Richtung Moskau.

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Auch Wlodimir Zemach (links, mit seinem Anwalt) kam trotz Protesten aus den Niederlanden frei.

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Moskau/Kiew – Der großangelegte Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine steht offenbar kurz bevor. In Vorbereitung des Austauschs hätten Busse mit Häftlingen das Moskauer Lefortowo-Gefängnis verlassen, berichtete der staatliche russische Fernsehsender Rossija 24 am Samstag.

Die Ukrainer ließen unter anderem den Seperatisten-Kommandeur Wladimir Zemach frei. Er steht im Verdacht, am Abschuss einer Passagiermaschine der Malaysian Airlines im Sommer 2014 beteiligt gewesen zu sein.

Russland bestand auf Zemachs Freilassung

Niederländische Staatsanwälte hatten an Kiew appelliert, ihn in Haft zu halten. Sie konnten seine Freilassung nicht verhindern, Zemach wurde aber vor dem Austausch noch einmal von niederländischen Ermittlern einvernommen, bestätigte das Außenministerium in Den Haag.

Nach ukrainischen Angaben gab es keine Alternative zu seiner Freilassung: Wenn Zemach von der Liste der Freizulassenden gestrichen worden wäre, hätte Russland die Verhandlungen "automatisch" abgebrochen, sagte der Chef des ukrainischen Geheimdienstes SBU, Iwan Bakanow.

Filmemacher Sentsow kommt frei

Der Austausch umfasste nach russischen Medienberichten 35 Menschen auf ukrainischer und 35 Menschen auf russischer Seite. Zu den freigelassenen Ukrainern zählt der bekannte Filmemacher Oleg Sentsow, der gegen die Annektion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland 2014 protestiert hatte. 40 EU-Parlamentsabgeordnete hatten an Präsident Wolodymyr Selenskyj appelliert, den Verdächtigen nicht an Russland zu übergeben.

Ankunft im Moskau.

Auch die bei dem sogenannten Kertsch-Zwischenfall gefangengenommenen ukrainischen Seeleute sind wieder in ihrer Heimat. Vergangenen November hatte Russland drei ukrainischen Marinebooten die Einfahrt in die Kertsch-Meerenge zwischen dem Schwarzen und dem Asowschen Meer verwehrt. Russische Grenzschutzboote beschossen die ukrainischen Schiffe und verletzten mehrere Matrosen. Dann beschlagnahmten sie die Boote und nahmen die jetzt freigelassenen 24 Seeleute fest.

Verhandlungen seit Ende Juli

Moskau und Kiew hatten auf Initiative des neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj seit Ende Juli über den Austausch von Gefangenen zur Entspannung der beiderseitigen Beziehungen verhandelt.

Beide Seiten hätten den humanitären Aspekt der Aktion hervorgehoben, teilte der Kreml am Samstagabend mit. Der Austausch habe eine große Bedeutung für eine Normalisierung und Gesundung der bilateralen Beziehungen. Selenskyj hatte Putin am Abend angerufen.

Donald Trump gratuliert.

Merkel lobt Austausch

In Kiew sagte die Menschenrechtsbeauftragte des Parlaments Ljudmila Denissowa, dass weiter noch 110 Ukrainer noch in russischer Haft seien. Unklar war, wie viele Gefangene noch auf ukrainischer Seite sind. Der Europarat in Straßburg nannte den Austausch einen ermutigenden Schritt zur Normalisierung der Lage zwischen den beiden Ländern.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel begrüßte den Gefangenenaustausch als hoffnungsvolles Zeichen. Es lohne sich, weiter mit aller Kraft an der Umsetzung der Minsker Vereinbarungen zu arbeiten, sagte Merkel am Samstag laut einem Tweet von Regierungssprecher Steffen Seibert.

Die Beziehungen zwischen Moskau und Kiew sind seit Russlands Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 äußerst angespannt. (red, Reuters, APA 7.9.2019)