Das ÖFB-Team reiste erhobenen Hauptes nach Warschau. An der gegen Lettland zielführenden Spielweise wolle man gegen die wesentlich höher einzuschätzenden Polen nicht viel ändern.

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Warschau – Das österreichische Nationalteam will trotz eines ungleich stärkeren Gegners auch am Montag (20.45 Uhr, live ORF 1) in Polen nicht von seiner zuletzt erfolgreichen Spielweise abweichen. "Unsere Philosophie ist es, mit dem Ball dominant zu sein", sagte Inter-Mailand-Legionär Valentino Lazaro am Samstag nach dem 6:0 in der EM-Quali gegen Lettland. "Wir wollen auch dort dominant auftreten."

Mit mehr als 70 Prozent Ballbesitz dürfe man in Warschau zwar nicht rechnen. Von ihrem Kurs wollen sich die Österreicher aber nicht abbringen lassen. "Wir haben Riesenqualität", meinte Lazaro. "Wir sind auch vor dem Tor sicherer geworden. Wir hoffen, dass wir den Punch mitnehmen können." Ein weiterer Erfolg in Polen könnte ein großer Schritt in Richtung EM-Teilnahme sein. "Es ist eine sehr gute Position, wenn man es selbst in der Hand hat", sagte Lazaro. "Es ist aber trotzdem noch ein weiter Weg bis zur Quali." Die ÖFB-Auswahl hat am Montag die Chance, mit einem Sieg an den Polen vorbeizuziehen. Für die sichere EM-Qualifikation würde auch Platz zwei in der Tabelle genügen.

Ausrufezeichen hinter Lewandowski und Piatek

Begegnen könnte man der hochkarätigen polnischen Offensive mit den Stürmerstars Robert Lewandowski (Bayern München) und Krzysztof Piatek (AC Milan) auch mit drei Innenverteidigern. Im gegen Lettland praktizierten System würden sich laut Lazaro derzeit aber alle Spieler "extrem wohlfühlen". Er selbst tauschte im 4-2-3-1 gegen Lettland auf den Flügeln immer wieder die Seiten mit David Alaba. "Wir sind ein bisschen variabler geworden."

Polen hat am Freitagabend mit der 0:2-Niederlage in Slowenien einen ersten Rückschlag in der EM-Qualifikations-Gruppe G erlitten. "Vielleicht war es der richtige Moment für eine kalte Dusche. Wir haben gesehen, dass wir auf dem Weg zur EM noch einen langen und schwierigen Weg zu gehen haben", sagte Polens Teamchef Jerzy Brzeczek.

Fragezeichen hinter Glik

Bei den Polen könnte der angeschlagene Kamil Glik zum Zug kommen. Nach dem Training am Samstag erhoffte sich Brzeczek Klarheit über den Fitnesszustand des 31-jährigen Monaco-Innenverteidigers, der gegen Slowenien fehlte. "Ich hoffe darauf, dass er uns zur Verfügung steht", so der Ex-Spieler des FC Tirol.

Die Niederlage gegen die Slowenen in Ljubljana, die Aljaz Struna (35.) und Andraz Sporar (65.) fixierten, war leistungsgerecht. "Wir haben uns sehr schlecht angestellt, zu viele Fehler gemacht, Slowenien hat verdient gewonnen", gab sich Brzeczek als fairer Verlierer. Am Montag soll die ÖFB-Auswahl ein anderes polnisches Gesicht zu sehen bekommen. "Wir müssen unsere Schlüsse aus der Niederlage ziehen", meinte der 48-Jährige.

David Stec sieht keinen Favoriten

Der frühere St.-Pölten-Verteidiger und nunmehrige Spieler des aktuellen polnischen Tabellendritten Pogon Stettin, David Stec, sieht für die anstehende Partie am Montag keinen klaren Favoriten. "Es wird ein ausgeglichenes Spiel", sagte Stec im Gespräch mit der APA.

Die Polen wissen um ihre Qualitäten vor allem in der Offensive. "Die Mannschaft ist aber auch im Umbruch", betonte Stec. Speziell im Vorjahr seien immer wieder neue Spieler einberufen worden. Der Prozess sei noch nicht abgeschlossen. "Der Start wird wichtig sein", vermutete der 25-Jährige. "Polen wird gleich am Anfang 100 Prozent gehen. Wenn man da kein Tor bekommt, wird alles offen sein."

Die Gefahr, die von Polens Kapitän Robert Lewandowski ausgeht, ist nicht wegzuleugnen. "Er ist sicher in Topform, da müssen wir aufpassen", sagte Stec. Ob sich dessen Sturmkollege Krzysztof Piatek in derselben Form befinde wie im Vorjahr, bezweifelte er. Beim 1:0-Sieg im März in Wien hatte der AC-Milan-Stürmer den entscheidenden Treffer erzielt. Davor hätten aber auch die Österreicher "locker" in Führung gehen können, erinnerte Stec.

Nicht nur Sprungbrett

Die Liga sei im Gegensatz zu Österreich mit dem dominanten Serienmeister Salzburg sehr ausgeglichen. "Jeder kann gegen jeden gewinnen." Der Spielstil in der Ekstraklasa sei körperbetont und offensiv ausgerichtet. "Man kann sich hier gut weiterentwickeln. Viele junge Spieler bekommen ihre Chance", erklärte der Rechtsverteidiger. Das Ziel für viele lautet Italien. Nicht weniger als 17 polnische Profis verdienen ihr Geld derzeit in der Serie A.

Laut Stec werde aber auch die Lebensqualität in Polen unterschätzt. Auch seine neuen österreichischen Teamkollegen Benedikt Zech (zuletzt Altach) und Srdjan Spiridonovic (früher Austria und Admira) seien nach ihren Transfers im Sommer davon überrascht gewesen. "Das Land ist gut entwickelt, anders als früher", sagte der frühere ÖFB-U21-Spieler Stec, der in Wien geboren wurde und polnische Wurzeln hat. "Es ist wirklich schön, dass sich das Land so entwickelt." (APA, red, 8.9.2019)

EM-Qualifikation, Gruppe G, 6. Runde, Montag

Polen – Österreich
Warschau, Stadion Narodowy, 20.45 Uhr (live ORF 1), SR Kassai (HUN)

Polen: Fabianski (West Ham, 51 Länderspiele) – Kedziora (Dynamo Kiew, 12/0 Tore), Glik (Monaco, 68/5), Bednarek (Southampton, 16/1), Bereszynski (Sampdoria, 20/0) – Zielinski (Napoli, 46/6), Klich (Leeds, 20/2), Krychowiak (Lok Moskau, 64/3), Grosicki (Hull, 69/13) – Lewandowski (Bayern, 107/57), Piatek (Milan, 7/4)

Ersatz: Szczesny (Juventus, 42), Skorupski (Bologna, 3) – Gumny (Lech Posen, 0), Rybus (Lok Moskau, 54/2), Pazdan (Ankaragücü, 38/0), Jedrzejczyk (Legia Warschau, 39/3), Cionek (SPAL Ferrara, 21/0), Bielik (Derby, 1/0), Goralski (Ludogorez, 11/0), Linetty (Sampdoria, 23/1), Blaszczykowski (Wisla Krakau, 107/21), Szymanski (Dynamo Moskau, 0), Kownacki (Düsseldorf, 5/1)

Fraglich: Glik (Oberschenkelprobleme)

Es fehlt: Milik (Adduktorenverletzung)

Österreich: Stankovic (Salzburg, 1) – Lainer (Mönchengladbach, 16/0), Dragovic (Leverkusen, 75/1), Hinteregger (Frankfurt, 42/3), Ulmer (Salzburg, 13/0) – Baumgartlinger (Leverkusen, 69/1), Laimer (Leipzig, 3/1) – Lazaro (Inter, 24/2), Sabitzer (Leipzig, 38/6), Alaba (Bayern, 70/13) – Arnautovic (Shanghai SIPG, 82/26),

Ersatz: Pervan (Wolfsburg, 0), A. Schlager (LASK, 0) – Lienhart (Freiburg, 1/0), Posch (Hoffenheim, 1/0), Ilsanker (Leipzig, 37/0), Grillitsch (Hoffenheim, 15/1), Schaub (Köln, 12/5), Kainz (Köln, 15/0), Onisiwo (Mainz, 4/0), Goiginger (LASK, 0), Gregoritsch (Augsburg, 12/2), Hinterseer (HSV, 12/0)

Es fehlen: X. Schlager (Knöchelbruch), P. Zulj (Nasenbeinbruch), Wolf (Knöchelbruch), Stöger (Kreuzbandriss)