Wien – In Wien gibt es seit Montag drei neue Schulstraßen und damit temporäre Fahrverbote für Autos 30 Minuten vor Schulbeginn in der Gilgegasse (Alsergrund), der Fuchsröhrenstraße (Simmering) und bei der Volksschule Deckergasse in einer Nebenfahrbahn der Längenfeldgasse (Meidling).

Fahrverbot auch nachmittags

Im Fall von Simmering wird vor der Ganztagesvolksschule Fuchsröhrenstraße erstmals ein Aus für sogenannte Elterntaxis auch am Nachmittag geprüft. Das heißt: Dort ist die Zufahrt für Kraftfahrzeuge nicht nur in der Früh, sondern auch zwischen 15.30 und 16 Uhr nicht gestattet. Ziel ist, das Verkehrsaufkommen vor Schulen zu verringern, damit gleichzeitig mehr Kids mit dem Rad, dem Roller oder zu Fuß zum Unterricht kommen.

"Wir haben keinen richtigen Schulvorplatz, es ist sehr gefährlich, denn viele Eltern wollen die Kinder bis direkt vor das Schultor bringen, und dann herrscht Verkehrschaos", erklärt Alexandra Dostal, Direktorin der Rosa-Jochmann-Schule in Simmering. Deshalb habe sie sich gemeinsam mit der Elternvertretung für die Verkehrsberuhigungsmaßnahme starkgemacht.

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"Da in den Schulstraßen keine Autos fahren, sind die Kinder sicherer. Sicherheit erlangen Kinder auch, wenn sie möglichst oft zu Fuß unterwegs sind – anfangs in Begleitung, später allein", erklärte Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne) bei einem gemeinsamen Medientermin mit dem Simmeringer Bezirksvorsteher Paul Stadler (FPÖ). Der bekundete, "immer offen für Neues" zu sein – insbesondere wenn es zum Wohl der Kinder sei.

Wiens Fußgängerbeauftragte Petra Jens machte auf die zunehmende Bewegungsarmut der Kinder aufmerksam. Mittlerweile werde jedes fünfte Kind mit dem Auto zur Schule gebracht: "Das soll sich ändern."

Mehr Interesse an Schulstraßen

Insgesamt hat Wien damit vier Schulstraßen, die auf temporäre Fahrverbote setzen. Den Anfang machte vergangenes Jahr die Vereinsgasse in der Leopoldstadt. Dort hat laut Jens das temporäre Fahrverbot "eindeutig für mehr Sicherheit für die Kinder gesorgt". Die Bilanz des Pilotprojekts: Das Verkehrsaufkommen vor der Schule ist gesunken, der Eltern-Bringverkehr stark zurückgegangen, sowohl vor der Schule als auch im umliegenden Grätzel. Während der Testphase stieg der Anteil jener Kinder, die zu Fuß in die Schule kamen, von 47 auf 56 Prozent. Der Anteil jener Kinder, die mit dem Auto gebracht wurden, sank von zehn auf sieben Prozent.

Weitere Schulstraßen sollen nach Möglichkeit bald dazukommen. Das Interesse bei Bezirken, Schulleitungen und Elternvereinen sei groß, hieß es. Es gebe bereits zahlreiche Anfragen, die Umsetzungsmöglichkeiten werden einzeln geprüft. (red, APA, 9.9.2019)