Im Mai 2018 brach der Vulkan Kīlauea auf Hawaiis Big Island ungewöhnlich heftig aus. Mehrere Spalten taten sich an den Hängen des Feuerbergs auf, es kam zu teils starken Erdbeben, und Unmengen an Lava ergossen sich über mehrere Monate hinweg in den Ozean. Wie ein Team von der University of Hawaii in Manoa kürzlich festgestellt hat, sorgten die Lavaflüsse nicht nur für Zerstörungen: Sie ließen im Meer erhitztes Tiefenwasser aufsteigen, das Stickstoffverbindungen mit sich emportrug. Diesen Dünger wussten Meeresalgen und Cyanobakterien offenbar für sich zu nützen, denn in der Folge kam es zu einer explosionsartigen Algenblüte, die sogar auf Satellitenbildern der Nasa sichtbar wurde.

Seit seiner Entdeckung haben US-Forscher den neuen Kratersee unter Beobachtung.
Foto: USGS/K. Mulliken

Gewässer mit unklarem Ursprung

Die geologischen Nachwirkungen dieser hochaktiven Phase dauern bis heute an – und sie haben ein Phänomen hervorgebracht, das den Vulkanologen Kopfzerbrechen bereitet: Auf dem Grund des Halema'uma'u-Kraters des Kīlauea trat in den vergangenen Wochen ein See in Erscheinung, dessen Volumen allmählich zunimmt. Der Ursprung des Gewässers sei nach Angaben von Forschern des US Geological Survey (USGS) vorerst nicht ganz klar.

Bemerkt wurde der mysteriöse Kratersee erstmals am 31. Juli 2019. Zu diesem Zeitpunkt handelte es sich noch um einen kleinen grünen Tümpel, wie eine Fernerkundung ergab. Seither steht der phasenweise blubbernde See mit einer Temperatur von etwa 70 Grad Celsius unter genauer Beobachtung.

Der Unterschied wird nur bei genauem Hinschauen ersichtlich: Felsen, die links noch aus dem Wasser ragen, sind rechts bereits bedeckt.
Foto: USGS/D. Swanson

Wasserspiegel steigt weiter

Mittlerweile ist klar, dass sich der Wasserspiegel langsam hebt, und zwar um rund einen Meter pro Woche. Zuletzt hatte der See eine Länge von über 80 Metern und eine Breite von rund 35 Metern erreicht. Laut dem Geologen Scott Rowland von der USGS sei es das erst Mal seit mindestens 200 Jahren, dass sich auf dem Grund des Kraters Wasser befindet.

Video: Nahaufnahmen des wachsenden Sees im Halema'uma'u-Krater.
Doing Hawaii

Obwohl noch keine handfesten Daten zur Quelle des Sees vorliegen, haben die Wissenschafter einige Hypothesen parat. So könnte es sich etwa um Regenwasser handeln, das sich hier langsam ansammelt. Aber auch eine andere Möglichkeit wird in Betracht gezogen: Als sich nach den Eruptionen im Vorjahr die Magmakammer unter dem Kīlauea geleert hatte, senkte sich der Grund des Halema'uma'u-Kraters weiter ab, womöglich sogar bis unter den Grundwasserspiegel.

"Ich würde vermuten, dass der Wasserstand im Krater noch weiter zunimmt, sofern es zu keinen geologischen Störungen kommt – zumindest so lange, bis er sich im Gleichgewicht mit dem umliegenden Grundwasserspiegel befindet", sagt Rowland. (tberg, 9.9.2019)