An der Spitze der fast rein männlichen Innovatoren-Liste von "Forbes" stehen ex aequo Amazon-Chef Jeff Bezos und Tesla-CEO Elon Musk.

Screenshot: Forbes

Was als Würdigung gedacht war, ist zu einem Streitfall geworden. Das renommierte Wirtschaftsblatt "Forbes", das man unter anderem für seine jährliche Auflistung der vermögendsten Menschen der Welt kennt, hat vor wenigen Tagen eine Aufstellung der "Top 100 Innovatoren in den USA" geliefert. Die Aufzählung beinhaltet sogar 102 Personen, weil mit Larry Page und Sergey Brin sowie George Yancopoulos und Leonard Schleifer gleich zweimal Co-Gründer auf einem Platz genannt werden.

Angeführt wird das Ranking von Amazon-Chef Jeff Bezos und Tesla-CEO Elon Musk. Vorne mit dabei sind freilich auch die Chefs der großen IT-Konzerne, etwas Facebooks Mark Zuckerberg, Apples Tim Cook oder Microsofts Satya Nadella. Am Ende des gesamten Feldes findet sich Devin Wenig, der derzeit die Handelsplattform Ebay führt. Ein Aspekt der Liste sorgte jedoch schnell für Aufregung und erboste Reaktionen in sozialen Medien: Lediglich eine Frau wird zu den wichtigsten US-Innovatoren gezählt.

Mehr Stanleys als Frauen

Die einzige weibliche Vertretung auf der Liste (Frauenquote: 0,98 Prozent) ist auf Platz 75 zu finden. Es handelt sich um Barbara Rentler, CEO der Textilhandelskette Ross Stores, zu der nicht einmal ein Foto abgebildet ist. Die Auflistung wirft Fragen auf, auch weil so mancher erwartbare Name fehl. Während etwa Jensen Huang, Chef des US-Chipherstellers Nvidia, auf Platz 28 rangiert, ist Lisa Su, die den ebenfalls amerikanischen Konkurrenten AMD führt, gar nicht vertreten.

Zu den Kritikern der Aufstellung zählt etwa der "Times"-Journalist Anand Giridharadas. "Auf der Liste sind doppelt so viele Männer namens Stanley als Frauen insgesamt", merkt er zynisch an. Die Werbeexpertin Cindy Gallop wundert sich, ob die Aufzählung "niemand bei 'Forbes' hinterfragt" habe. "Ihr solltet euch schämen", richtet sie dem Medium aus.

Leah McGowen-Hare aus dem Management des IT-Konzerns Salesforce hat noch weitere Probleme mit dieser Top-100-Aufzählung geortet. Nicht nur bloß eine Frau ist vertreten, sondern auch nur drei Männer hispanischer Abstammung und keine einzige afroamerikanische Person. Die Investorin Katie Jacobs Stanton zeigt auf, dass es sehr wohl eine große Auswahl innovativer Frauen gibt und hält der "Forbes"-Liste eine weibliche Topliste mit 100 Namen entgegen.

"Verpasste Gelegenheit"

Mittlerweile hat sich Randall Lane, Chefredakteur bei "Forbes", zu Wort gemeldet. In einem eigenen Artikel gesteht er eine "verpasste Gelegenheit" ein. Er beharrt darauf, dass die Aufzählung der 100 Innovatoren nicht subjektiv erfolgt, sondern auf einer Datengrundlage basiert, die nach einer gemeinsam mit hochrangigen Universitätsprofessoren entwickelten Methodologie ausgewertet wird.

Die Datenbasis sei allerdings auch zum Problem geworden, erklärt er weiters. Denn berücksichtigt wurden hauptsächlich Firmen mit einem Marktwert von über zehn Milliarden Dollar sowie wertvolle Unternehmen, deren Marktwert zuletzt schnell gewachsen ist, was zu einer hohen Repräsentation an Firmen aus den Bereichen Gesundheit und Tech geführt habe.

Denn schon in den Top 500 US-Börsenunternehmen fänden sich nur fünf Prozent Frauen in Spitzenpositionen, bei großen Techfirmen sei der Anteil sogar noch geringer. Trotz der "sorgfältig kalibrierten Methodologie hatten Frauen daher kaum eine Chance", überhaupt auf der Liste zu landen.

Liste soll überdacht werden

In der Vergangenheit habe man auf solche Probleme reagiert. Der Liste der reichsten Menschen der Welt, deren großteils männliche Zusammensetzung ein kulturelles Problem abbilde, habe man eine Aufzählung der reichsten Unternehmerinnen gegenübergestellt. Zur Aufzählung der bestbezahlten Schauspieler habe man eine Analyse geliefert, warum auch dort nur eine Frau zu finden war.

So hätte man auch im Falle der Innovatoren-Liste reagieren müssen. Randall verspricht, dass man die Liste nun für das nächste Jahr überdenken werde. (gpi, 11.9.2019)