Jenny (15) sitzt in ihrem Zimmer in der neuen Jugendwohngemeinschaft im SOS-Kinderdorf. Rebecca (14) wohnt im Zimmer nebenan.

Stefanie Ruep

Jenny und Rebecca sind froh, dass sie im Dorf bleiben können.

Stefanie Ruep

In der großen Küche wird abends gemeinsam gekocht. Jeder ist einmal mit Küchendienst dran.

Stefanie Ruep

Salzburg – Rebecca und Jenny sind gerade umgezogen. Zwar örtlich nicht weit weg, aber doch in einen neuen Lebensabschnitt. Die beiden Teenagerinnen leben nun in der neuen Jugend-WG im SOS-Kinderdorf Seekirchen. Bei beiden Mädchen ist jeweils die Kinderdorf-Mutter in Pension gegangen. "Die Jugendlichen sagten: Es wäre toll, wenn wir hierbleiben könnten", erzählt SOS-Kinderdorf-Salzburg-Leiter Wolfgang Arming. So sei die Idee aufgekommen, mit der Jugendwohngemeinschaft ein neues Angebot zu schaffen. Die Jugendlichen sollen in der gewohnten Umgebung in ein selbstständiges Leben hineinwachsen.

Für die Jugend-WG ist ein komplett neues Haus im Kinderdorf entstanden. Dafür wurde ein 55 Jahre altes, nicht mehr sanierungsfähiges Haus abgerissen. Auf dem Grund erfolgte vor einem Jahr der Spatenstich für ein energieeffizientes Holzhaus.

Im Dorf bleiben

Mitte August sind schließlich vier Mädchen und drei Burschen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren in das neue Haus eingezogen. Ein 17-jähriger Lehrling bewohnt eine kleine Garçonnière im Erdgeschoß, die anderen Jugendlichen haben jeweils ein Einzelzimmer im ersten Stock. Die 14-jährige Rebecca und die 15-jährige Jenny wohnen nun Tür an Tür. "Ich kann im Dorf bleiben und muss nicht in eine Wohngruppe woandershin wechseln", sagt Rebecca.

Ein Pädagogenteam steht den Jugendlichen rund um die Uhr zur Seite. Jeder Teenager hat eine Bezugsbetreuungsperson und wird individuell auf dem Weg zur Selbstständigkeit begleitet. Die drei integrierten Garçonnièren können sowohl als Trainingswohnung für junge Erwachsene als auch als Unterkunft in Krisenfällen genutzt werden.

Gemeinsames Abendessen wichtig

Das Zusammenleben werde wie ein normales Familienleben gestaltet, erklärt der pädagogische Leiter Bernhard Spiegel. Die Schüler stehen meist gemeinsam auf und frühstücken. Am Nachmittag kommen alle zu unterschiedlichen Zeiten nach Hause. Es gibt Lernunterstützung, einige sind in Sportvereinen, und manchmal gibt es Freizeitunternehmungen in der Gruppe.

"Beim gemeinsamen Abendessen sollen sie immer dabei sein", sagt Spiegel. Gekocht wird selbst, jeweils ein Jugendlicher hat Küchendienst, je nach Können gibt es Unterstützung von den Betreuern. "Sie kochen gerne und können es auch", sagt der pädagogische Leiter.

Energieeffizientes Holzhaus um 1,2 Millionen Euro

"In erster Linie geht es darum, Jugendlichen, die in schwierigen Lebensumständen gestanden sind, ein Zuhause zu bieten", sagt der Salzburger Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne), der als Energie- und Umweltlandesrat auch glücklich ist, dass ein energieeffizientes Haus aus regionalen Ressourcen gebaut wurde. Den Neubau um 1,2 Millionen Euro kann das Kinderdorf nur durch Spenden von Sponsoren, Unterstützern und Unternehmenspartnern bewältigen. Die ORF-Hilfsaktion "Licht ins Dunkel" und die Salzburger Festspiele haben den Bau etwa mit jeweils 70.000 Euro unterstützt. Ein Drittel der Baukosten fehle noch, sagt Arming. (Stefanie Ruep, 11.9.2019)