Einer von neun Standorten in Österreich: das Logistikzentrum von Dachser Austria in Hörsching bei Linz.

Foto: Dachser Austria

Der österreichische Ableger des deutschen Logistikunternehmens Dachser feiert heuer seinen 15. Geburtstag. Das Engagement sei bislang ein Erfolg, sagt Günter Hirschbeck, der sich seit 2014 um das Geschäft in Österreich kümmert. Die großen Herausforderungen sieht er im Fachkräftemangel, dem Klimawandel und der Digitalisierung.

STANDARD: Was war der Grund für Dachser, sich in Österreich zu engagieren?

Günter Hirschbeck: Angesichts der Erweiterung des Wirtschaftsraums der EU hat Dachser seinerzeit beschlossen, vom nationalen Spediteur zum internationalen Logistikanbieter zu werden. Ziel war es, ein integriertes Netzwerk zu schaffen und dabei durch eine zentrale Führung zu einheitlichen QualitätsStandards zu kommen. Österreich war für dieses Geflecht ein wichtiger Puzzlestein. Aufgrund dichter Wirtschaftsverflechtungen und einer langjährigen Partnerschaft war das Geschäft von Beginn an gut ausgebaut.

STANDARD: War das der Grund für die doch recht rasche Expansion in Österreich?

Hirschbeck: Genau. Das Geschäft hat sich über die Jahre stark internationalisiert. Wir stützen uns auf unser europaübergreifendes Netzwerk mit knapp 400 eigenen Niederlassungen. Um den hohen Anforderungen und dem gesteigerten Volumen in Österreich gerecht zu werden, haben wir bereits 2008 im Raum Linz in Hörsching und in Himberg bei Wien neue Logistikanlagen in Betrieb genommen.

STANDARD: Dabei blieb es aber nicht.

Hirschbeck: 2012 kam eine neue Anlage in Graz-Wundschuh hinzu, und 2016 wurde mit einer Investition von 6,5 Millionen Euro unsere neueste Betriebsstätte in Stans in Tirol errichtet. Ebenfalls 2016 wurde der Standort Hörsching mit einem rund 20.000 Paletten fassenden Hochregallager ausgestattet, was uns im Bereich der Kontraktlogistik noch einmal aufgewertet hat. Der Standort in Oberösterreich ist ein idealer Brückenkopf für die nationale Feindistribution und grenzüberschreitend von und nach Deutschland und Osteuropa. Insgesamt sind wir nun überall auf dem neuesten Stand und verfügen über genügend Erweiterungsflächen für ein weiteres Wachstum.

STANDARD: Wie fällt Ihre Bilanz der ersten 15 Jahre aus?

Hirschbeck: Wir sind mit der geschäftlichen Entwicklung sehr zufrieden. Wir betreiben in Österreich vier Standorte. Derzeit beschäftigen wir nahezu 600 Mitarbeiter. Wir gehören in Europa zu den stärksten Dienstleistern im Stückguttransport. Eine stetige positive Entwicklung mit entsprechenden Steigerungen zieht sich wie ein roter Faden durch.

STANDARD: Was sind die weiteren Pläne?

Hirschbeck: Unser Warehouse in Hörsching hat bereits im dritten Betriebsjahr die Auslastungsgrenze erreicht. Gut, dass unsere Liegenschaft die Möglichkeit eines weiteren Anbaus bietet, wodurch wir weitere 20.000 Stellplätze schaffen können.

STANDARD: Wo besteht noch Verbesserungsbedarf?

Hirschbeck: Eine große Herausforderung besteht im sich verschärfenden Fachkräftemangel. Speziell im gewerblichen Bereich wird es schwieriger, den benötigten Bedarf an Lagermitarbeitern und Lkw-Fahrern abzudecken. In den nächsten Jahren treten viele von ihnen die Pension an, während aufgrund des in der Öffentlichkeit unattraktiven und mit schlechtem Image versehenen Berufsbilds zu wenig Nachwuchs nachkommt. Dieser Rückgang ist angesichts eines steigenden Logistikaufkommens ein großes Problem.

"Der Beruf Lastwagenfahrer hat in der Öffentlichkeit ein sehr schlechtes Image." Günther Hirschbeck
Foto: Dachser Austria

STANDARD: Wie reagieren Sie darauf?

Hirschbeck: Dachser setzt beim Aufpolieren des Berufsbilds auf die neuen Möglichkeiten, die uns die Automatisierung und Digitalisierung bieten. Der Beruf wird interessanter, weil er sich vom stoischen Lenken und bloßen Auf- und Abladen von Paletten wegentwickelt. In Zukunft braucht es eine gewisse IT-Affinität. Junge Leute haben daher mit Equipment zu tun, das sie bereits aus dem Privatbereich kennen, und nutzen dieses unterstützend an den Kommunikationsschnittstellen Kunde, Büro, Lager. Wie man damit richtig umgeht, vermittelt unser firmeneigenes Ausbildungsprogramm.

STANDARD: Durch die fortschreitende Automatisierung braucht man aber womöglich auch weniger Angestellte.

Hirschbeck: Wir sind davon überzeugt, dass im Logistikbereich auch in der Zukunft vor allem der Mensch die meisten Tätigkeiten ausübt – er wird lediglich unterstützt von neuen technischen Möglichkeiten. So wird es auch definitiv der Mensch sein, der – abgesehen von in ferner Zukunft möglichen autonomen Fahrten im Fernverkehr auf Autobahnen – abseits davon auf Landstraßen, im Stadtgebiet und beim Rampenkontakt die Arbeit verrichten wird.

STANDARD: Dies wiederum wird erschwert, weil der zunehmende Güterverkehr das Klima belastet. Welche Maßnahmen ergreifen Sie im Sinne der Nachhaltigkeit?

Hirschbeck: Dachser beschäftigt sich seit Jahren mit der Nachhaltigkeit von Logistikdienstleistungen. Ein gutes Beispiel ist unser modulares Konzept für die emissionsfreie Citydistribution. Diese ist bereits in einigen Städten Europas im Einsatz – etwa in Kombination von elektrischen Lkws, Umschlagspunkten in der Innenstadt und dem Lastenrad auf der letzten Meile. Unsere Linzer Niederlassung testet den Einsatz eines Flüssiggas-Lkws. So praxistauglich diese Alternative scheint, so eingeschränkt ist diese aber auch – verfügt Österreich doch derzeit nur über eine einzige Flüssiggastankstelle. Vieles wird momentan getestet, vom flächendeckenden Einsatz in der Praxis sind wir noch weit entfernt.

STANDARD: Wie ließe sich das ändern?

Hirschbeck: Die Politik sollte mehr Anreize schaffen, dass aufgrund steigender Nachfrage auch mehr solcher Fahrzeuge produziert werden. Aber der kohlenstoffdioxidfreie Transport ist zum Beispiel nur noch bis Ende des Jahres steuerbefreit – das hängt durch die aktuelle politische Situation leider in der Schwebe. Zudem gibt es keinerlei Mautbefreiung für solche in der Anschaffung teureren Lastwagen. Kurzum: Am Standort Österreich gibt es noch einiges zu tun. (Johannes Lau, 11.9.2019)