Die aktuelle OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" wäre ein guter Anlass, um zumindest ein paar bildungspolitische Visionen in den Wahlkampf einzuspeisen. Denn bis jetzt kommt der – mit Ausnahme der Neos, die ihrem Slogan #machtsonstkeiner gerecht werden und das Thema Bildung stetig und auf diversen Kanälen thematisieren – so gut wie ohne Bildung aus. Pflichtgemäßes Einstreuen des Worts und Werts "Bildung" mal hier, mal dort zählt nicht. Das reicht nämlich nicht.

Die Neos thematisieren als einzige Partei im Wahlkampf das Thema Bildung.
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Rhetorische Bildungspolitik ist ebenso eine Luftnummer wie rhetorische Bildung. Bildung braucht Substanz. Bildungspolitik auch. Die Zahlen, die die OECD über die Bildungssysteme der Industrienationen vorlegt, liefern dafür wichtige Orientierungspunkte. Jedoch sollte etwas nicht aus dem Blick geraten: Der starke Fokus auf akademische Bildung und Verwertbarkeit auf dem Arbeitsmarkt – der "Bachelor" tut sich in Österreich laut Studie übrigens noch besonders schwer – darf nicht dazu führen, das vermeintlich "untere" Ende der Bildungspyramide zu übersehen.

Denn dort geht es um viel – gesamtgesellschaftlich und individuell: In Österreich verfügen 15 Prozent der 25- bis 64-Jährigen höchstens über einen Pflichtschulabschluss (OECD: 21 Prozent). Ihnen fehlen wichtige Schlüssel zu einem guten, ja besseren Leben. Bildungspolitik, die das versteht und weiß, dass Bildung mehr ist als ein Titel auf der Visitenkarte, muss hier und noch viel früher ansetzen. (Lisa Nimmervoll, 11.9.2019)