Der ID.3 ist eines der Highlights der IAA in Frankfurt. Er könnte als rein elektrisch angetriebener Kompakter den Golf ablösen und soll den Ruf von Volkswagen retten.

Foto: Der Standard/Orlowski

Die Internationale Automobilausstellung in Frankfurt am Main, die IAA, ist bekannt als das große Schaulaufen der Autohersteller und findet, alternierend mit dem Autosalon in Paris, alle zwei Jahre statt. Heuer läuft sie von 12. bis 22. September, und wie üblich haben sich alle Hersteller ihre großen Premieren für diese Messe aufgehoben. Obwohl alle? Nein. Viele namhafte Autobauer blieben gleich ganz zu Hause, wie der Fiat-Konzern etwa, die Franzosen und die meisten japanischen Hersteller.

Tauglich und leistbar

Schon allein daran erkennt man, dass der Umbruch der automobilen Welt endlich auch bei den Fahrzeugbauern angekommen ist, die ja einige Jahre ein wenig so getan haben, als wäre nichts. Denken wir zurück an 2015, wo es in Frankfurt nur so von E-Auto-Studien wimmelte. Gebaut wurde davon aber wenig. Zumindest bis jetzt. Denn nun geht es mit der E-Mobilität wirklich los. Und das zum Teil mit Autos, die beides sind, alltagstauglich bei Reichweite und Platzangebot wie auch finanzierbar.

Die IAA ist 2019 so etwas wie ein Heimspiel für die Deutschen. Die Lücke, die andere Hersteller aufmachen, nutzen sie gekonnt, um sich selbst neu zu positionieren und in Szene zu setzen.

Elektro-Porsche

So sind heuer die wahren Stars der Messe zwei reine E-Autos. Und beide kommen aus dem VW-Konzern. Da ist einmal der Porsche Taycan, ein Sportwagen mit stolzen 500 kW (680 PS) oder 560 kW (761 PS) und einer Reichweite von über 400 Kilometern.

Gut, bei diesem Modell sind wir mit einem Ab-Preis von fast 160.000 Euro von billig in etwa so weit weg wie die Hochseeschifffahrt vom E-Antrieb – aber das gehört bei Porsche ja zum guten Ton.

Anders sieht die Sache beim Volkswagen ID.3 aus. Er wird mit drei Batterievarianten angeboten und einer Reichweite von 330 bis 550 Kilometern. Die erste Generation hat einen Motor mit 150 kW (204 PS). Der Preis für Österreich steht noch nicht fest, der ID.3 soll aber um rund 30.000 Euro starten.

Comeback des Hinterradantriebs

Und noch etwas ist spannend: Der Hinterradantrieb kommt wieder, nicht nur beim ID.3. Wir können also von einem Auto ausgehen, das Fahrspaß bietet und praktisch ist. Der Marktstart ist für Mitte 2020 geplant, die Produktion läuft demnächst an.

Nächstes Jahr wird auch der Elektro-Van von Mercedes-Benz, der EQV, auf den Markt kommen. Zudem starten neue Versionen der E-Smarts EQ fortwo und EQ forfour von Daimler. BMW spricht im Vorfeld der IAA davon, bis 2023 an die 25 elektrifizierte Modelle auf der Straße haben zu wollen – da zählen natürlich auch Plug-in-Hybride dazu -, die Hälfte davon wird aber rein elektrisch sein.

Mini in E-Form

BMW hat mit dem i3 schon ein E-Auto auf dem Markt und pflanzt dessen Technologie nun auch in den Mini, der ab knapp 33.000 Euro zu haben sein wird. Opel elektrifiziert 2020 den Corsa um einen kolportierten Preis von unter 30.000 Euro. Er wird sich mit der E-Version des Konzernbruders Peugeot 208 um die Kunden raufen. In Frankfurt muss er die Konkurrenz aus dem eigenen Haus nicht fürchten, weil Peugeot nicht auf der IAA ausstellt. Dafür hat der chinesische Hersteller Byton seinen M-Byte gebracht.

Mobiitätswende 2020

Aber eines ist nun klar: 2020 kommen die erschwinglichen E-Autos tatsächlich in den Handel. Grund dafür ist nicht immer die Imagepflege. Obschon Volkswagen ganz bewusst das E-Mobilitäts-Jackerl anzieht und damit vor einem Problem steht wie damals bei der Einführung des Golf. Man zeigte den Kunden die Mobilität der Zukunft, musste aber gleichzeitig die alten Käfer noch loswerden.

Ähnliches wird sich jetzt abspielen, wenn die ersten 30.000 ID.3 bei den Händlern neben dem Golf zum Stehen kommen. Allerdings: Um den Verkauf der ID.3 macht sich wohl niemand Sorgen. Viel mehr als das Image treibt die Autohersteller aber der ab 2020 vorgeschriebene neue Flottenverbrauch von 95 Gramm Kohlendioxid pro Fahrzeug an, der eingehalten werden muss, will man nicht Strafe zahlen.

Supercredits

Im Vorfeld haben die Autohersteller so etwas wie "Supercredits" ausverhandelt, durch die besonders emissionsarme Fahrzeuge, also E-Autos und Plug-in-Hybride, doppelt zählen. Und da haben wir dann auch den Grund für die Revolution hin zu den neuen E-Autos. (Guido Gluschitsch, 11.9.2019)