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Die Demonstrierenden in Hongkong fordern für ihre Anliegen internationale Solidarität.

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Die chinesische Regierung ist über den Empfang eines führenden Aktivisten der Hongkonger Protestbewegung, Joshua Wong, in Berlin verärgert und droht Deutschland mit Konsequenzen. Der deutsche Botschafter in Peking sei nach dem Treffen Wongs mit Außenminister Heiko Maas (SPD) formal einbestellt worden, sagte der chinesische Botschafter in Deutschland, Wu Ken, am Mittwoch. "Wir haben unsere tiefe Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht."

China erbost

Der "Zwischenfall" werde negative Konsequenzen für die bilateralen Beziehungen haben, erklärte Wu. Chinas Regierung habe mehrfach gedrängt, Wong keine Einreise zu erlauben. Das Auswärtige Amt hatte am Vortag nur erklärt, dass der deutsche Botschafter zu einem Gespräch im chinesischen Außenministerium gewesen sei.

Wong war am Montagabend auf dem Berliner Flughafen Tegel angekommen. Auf einem von der "Bild"-Zeitung organisierten Fest im Dachgarten-Restaurant des deutschen Bundestags sprach er im Anschluss unter anderem mit Maas. Noch am Sonntagmorgen war der 22-Jährige vor seiner geplanten Abreise am Hongkonger Flughafen festgenommen worden unter dem Vorwurf, seine Kautionsbedingungen verletzt zu haben.

Forderungen an Berlin

Wong selbst forderte Deutschland am Mittwoch auf, Polizeigewalt und Machtmissbrauch in Hongkong klar zu verurteilen. Zudem solle Deutschland den Export von Ausrüstung an die Bereitschaftspolizei in der ehemaligen britischen Kronkolonie aussetzen, da diese gegen Demonstranten eingesetzt werde.

Der prominente Hongkonger Aktivist Joshua Wong sprach am Mittwoch vor der Bundespressekonferenz in Berlin.
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Auch Gespräche über die Handelsbeziehungen mit China und Hongkong solle Deutschland aussetzen, bis Menschenrechtsthemen auf die Tagesordnung gesetzt werden, so Wong. Zudem müssten Sanktionen erwogen werden.

Protestpause wegen 9/11-Gedenkens

Nach den jüngsten teils gewaltsamen Protesten hatten Hongkonger Aktivisten im Gedenken an die Terroranschläge in den USA am 11. September 2001 für diesen Mittwoch Demonstrationen abgesagt. Zugleich widersprachen sie dem Bericht einer chinesischen Staatszeitung, wonach für diesen Tag "massiver Terror" geplant gewesen sei.

Die Hongkonger Ausgabe von "China Daily" berichtete auf ihrer Facebook-Seite, dass fanatische Regierungskritiker Terroranschläge geplant hätten, darunter auch das Sprengen von Gasleitungen.

Appelle an die USA

Für die kommenden Tage sind laut den Aktivisten mehrere friedliche Proteste geplant. Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam sagte in einer Rede, sie hoffe, dass durch gemeinsame Anstrengungen die Spaltung überwunden werden könne.

Erst in der vergangenen Woche hatten die Demonstranten die USA erneut um Hilfe gebeten. Sie schwenkten bei Demonstrationen die US-Flagge, sangen die US-Hymne und übergaben dem US-Konsulat eine Petition, in der sie Solidarität forderten: "Kämpft für die Freiheit, steht an der Seite Hongkongs", riefen sie dabei. (APA, red, 11.9.2019)