Die Voraussetzung für eine Trendwende ist derzeit trotz vermehrter Bautätigkeit nicht gegeben. Dazu müsste nämlich das Angebot schneller wachsen als die Nachfrage.

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Wien – Die Wohnkosten sind in Österreich stärker gestiegen als die Inflation gemessen an den Verbraucherpreisen. Im zweiten Quartal betrug der Aufwand für Miete und Betriebskosten für Hauptmietwohnungen im bundesweiten Schnitt acht Euro pro Quadratmeter, vor einem Jahr waren es 7,8 Euro – das ist ein Anstieg um 2,6 Prozent. Die Nettomieten stiegen von 5,7 auf 5,9 Euro, gab die Statistik Austria am Mittwoch bekannt.

Die ermittelten Mietkosten beziehen sich auf bundesweit hochgerechnet 1,64 Millionen Hauptmietwohnungen. Im Schnitt kosteten diese brutto zuletzt 532,0 Euro (Miete samt Betriebskosten) pro Monat, die monatlichen Nettomieten wuchsen auf 396,2 Euro, die Betriebskosten von 133,0 auf 136,4 Euro, das sind 2,1 Euro pro Quadratmeter.

Stärkster Anstieg bei privaten Vermietern

Im längerfristigen Vergleich über zehn Jahre sind die Mietkosten laut Berechnungen des wirtschaftsliberalen Think Tanks Agenda Austria von Hauptmietwohnungen um um 32 Prozent gestiegen. Die allgemeine Teuerung betrug im selben Zeitraum jedoch bloß 18,4 Prozent. Damit sind die Mieten in der vergangenen Dekade in Österreich um 74 Prozent stärker gestiegen als die Inflation. Besonders stark war der Preisauftrieb bei den Mieten im privaten Bereich mit einem Zuwachs um 38 Prozent, während sich Gemeindewohnungen bloß um ein Viertel verteuerten, wie eine Grafik der Agenda Austria veranschaulicht.

Eine Trendumkehr erwartet Agenda Austria-Chef Franz Schellhorn vorerst nicht, denn: "Sinken werden die Wohnkosten erst dann, wenn das Angebot schneller wächst als die Nachfrage." In großen Ballungsräumen sei in den vergangenen Jahren jedoch das Gegenteil der Fall gewesen. Mietpreisbremsen hält Schellhorn für kontraproduktiv, da "sie das Angebot weiter verknappen".

Preisbremse und Mietendeckel

Derzeit ist die Mietpreisbremse vor allem in Deutschland ein vieldiskutiertes Thema. In Gebieten mit angespanntem Wohnungsmarkt darf bei einer Wiedervermietung die Miete höchstens auf das Niveau der ortsüblichen Vergleichsmiete plus zehn Prozent steigen darf. In Berlin plant die rot-rot-grüne Stadtregierung angesichts des angespannten Wohnungsmarkts einen Mitetendeckel, wogegen die jedoch Wirtschaft mobil macht. Laut Angaben des deutschen Innenministeriums gibt in Deutschland fast jeder Siebente mehr als 40 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens für das Wohnen aus. (APA, red, 11.9.2019)