Dass Sebastian Kurz und Norbert Hofer erst in der letzten Runde des Abends aufeinandertrafen, war natürlich kein Zufall. Der türkise Altkanzler durfte sich vor dem ORF-Wahlduell mit dem blauen After-Ibiza-Chef einstweilen mit dem Bundesvorsitzenden der Grünen, Werner Kogler, unter anderem zum Thema Klimaschutz warm reden.
Man solle Österreich hier bitte nicht schlechtreden. Außerdem seien die CO2-Emissionen unter seiner Kanzlerschaft leicht gesunken, erklärte Kurz. "Schwindel!", konterte Kogler, das sei nur wegen eines abgeschalteten Hochofens bei der Voest der Fall gewesen. Überhaupt sah sich der Grüne berufen, in dem Gespräch einiges an Fakten geradezustellen – etwa was die seiner Ansicht nach einseitige Darstellung einer CO2-Steuer als Belastung für die Bevölkerung oder den Beitrag Österreichs zur Entwicklungszusammenarbeit anlangt. Denn, fand Kogler, man könne "nicht faktenbefreit und im Ergebnis völlig sinnbefreit" argumentieren. Immerhin: Kurz erklärte Hilfe vor Ort zur "humanitären Pflicht". Aber auch das Stichwort "Außengrenzschutz" durfte nicht fehlen.
Schluss mit freundlich
Bei Peter Pilz vs. Norbert Hofer wich Letzterer ein wenig von der burgenländischen Freundlichkeit ab und hielt dem Jetzt-Spitzenkandidaten seine Mitgliedschaft bei den Revolutionären Marxisten während seiner Studienzeit vor. Pilz wiederum stellte sich die Teilnahme von FPÖ-Stadträtin Ursula Stenzel bei einer Veranstaltung der Identitären dank deren nachträglicher Erklärung, sie habe nicht gewusst, wo sie sich befinde, fast bildlich vor: "Jössas na, wo bin ich da?" Dass jetzt auch noch ein blauer Kandidat für die Nationalratswahl angeblich Mitglied der Identitären sei (was Hofer dementiert), war für Pilz zu viel der "Einzelfälle". Nicht nur für ihn. Mehr dazu gleich.
All-female Panel
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner brachte Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger den Fall eines Waldviertler Leider-nein-Zugfahrers mit, für den sie ausgerechnet hat, was ihn die CO2-Steuer der Pinken kosten würde. Was die beiden einte: Beim Thema Wohnen erklärten sie, die Maklergebühren senken zu wollen. Bei der nächsten Parlamentssitzung Ende September wäre eine Gelegenheit dafür.
Grün und grüner
Die Paarung Pilz und Kogler ließ man im ORF zunächst über Frauenförderung diskutieren. Der Jetzt-Spitzenkandidat sprach sich für volle Lohntransparenz und Sanktionen aus, der Grünen-Chef für Frauenquoten. Danach folgte ein geschicktes Eigenmarketing von Pilz: Wenn er dereinst seinen Freund Werner als Herr Vizekanzler anreden müsse, sei nur noch einer von beiden für die Kontrolle im Parlament zuständig.
Paartherapie
Danach die Paartherapie. Kurz gegen Hofer brachte einen Rückblick auf gute alte Zeiten – aber auch Überraschendes. Kurz erklärte, Hofer habe erst von ihm von der Existenz des Ibiza-Videos erfahren. Für den ÖVP-Chef ein Beweis für die zwei Strömungen in der FPÖ. Natürlich wurde auch die Kickl-Frage gestellt. Kurz erklärte, nein, Herbert Kickl werde nicht wieder Innenminister. Hofer hofft derweil immer noch, offiziell jedenfalls. Doch der ÖVP-Chef setzte nach: Die Blauen hätten eine "notwendige Veränderung" vor sich. Es habe für seinen Geschmack zu viele Grauslichkeiten am rechten Rand gegeben.
Die Message-Control übernahm diesmal übrigens Werner Kogler. Die Grünen müssten erst wieder ins Parlament gewählt werden, lautete sein immer wiederkehrendes Statement. (Karin Riss, 12.9.2019)