Am Donnerstag trafen 427 Migranten auf den griechischen Inseln ein, unter anderem im Hafen von Lesbos.

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Athen/Lesbos – Der Leiter des vielkritisierten Registrierungslagers Moria auf der griechischen Insel Lesbos, Giannis Balbakakis, ist am Mittwoch zurückgetreten. Er gehe "erhobenen Hauptes", sagte Balpakakis der Nachrichtenagentur ANA. Er habe "unter schwierigen Umständen getan, was getan werden musste", und sei nun "müde".

In dem Lager herrschen chaotische Zustände. Nach offiziellen Angaben sind dort mehr als 10.000 Menschen zusammengepfercht – bei einer Aufnahmekapazität von lediglich 3.000. Humanitäre Organisationen kritisieren seit Jahren die Zustände in diesem und anderen Lagern auf den Inseln im Osten der Ägäis.

euronews (deutsch)

427 Migranten in 24 Stunden

Die Ankünfte von Flüchtlingen auf den griechischen Inseln haben zuletzt zugenommen. Von Mittwoch bis Donnerstagfrüh erreichten in 24 Stunden 427 Migranten die Inseln Rhodos, Lesbos und Samos und damit die EU, gab die griechische Küstenwache bekannt. In den für insgesamt 6.300 Menschen ausgelegten Registrierungslagern auf Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos harren bereits mehr als 20.000 Menschen aus.

Ingesamt stieg die Zahl der Migranten in den griechischen Registrierlagern im Osten der Ägäis auf mehr als 25.000 Menschen. Das geht aus einer Statistik des griechischen Ministeriums für Bürgerschutz hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Die Bürgermeister dieser Inseln hatten vergangene Woche vor explosiven Zuständen in und um die Registrierlager gewarnt.

Im April war die Zahl der dort lebenden Menschen auf 14.000 zurückgegangen. In den vergangenen Wochen setzte aber ein verstärkter Flüchtlingszustrom ein. Allein von Montagmorgen bis Dienstagmorgen setzten mehr als 300 Migranten aus der Türkei zu den griechischen Inseln über. Im August kamen 8.103 Migranten auf diesen Inseln an. Im August 2018 hatten noch knapp 3.200 Menschen aus der Türkei zu den Inseln übergesetzt.

Rückfuhr in die Türkei

Das deutsche Innenministerium rief Griechenland am Donnerstag auf, mehr Flüchtlinge in die Türkei rückzuführen. Es müsse klar sein, "dass wir dringend Fortschritte bei den zu geringen Rückführungen in die Türkei benötigen, um die heikle Lage in den Hotspots auf den Inseln zu verbessern", sagte der Parlamentarische Staatssekretär Stephan Mayer (CSU) den Funke-Zeitungen. Die Situation auf den Inseln sei "sehr schwierig". Besonders betroffen sind laut Mayer unbegleitete Minderjährige, für die dringend Verbesserungen erreicht werden müssten.

Deutschlands Außenminister Heiko Maas zeigte sich ebenfalls besorgt über die steigende Zahl von Flüchtlingen und Migranten gezeigt, die über die Türkei in die EU kommen. Er habe deshalb mit seinem türkischen Kollegen telefoniert, sagte Maas nach einem Treffen mit dem nordmazedonischen Außenminister am Donnerstag in Berlin.

Das im März 2016 vereinbarte Übereinkommen zwischen der EU und der Türkei sieht vor, dass die EU alle Migranten, die illegal über die Türkei auf die griechischen Inseln kommen, zurückschicken kann. (APA, red, 12.9.2019)