ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz will ein "kleines, feines Digitalpaket"

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Wien – ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat am Donnerstag seine Forderung an die Politik bekräftigt, rasch die Voraussetzungen für den geplanten ORF-Player zu schaffen. Er sprach sich bei einer Sitzung des ORF-Publikumsrats für "ein kleines, feines Digitalpaket" aus. Komplexere Fragen zu den Gremien, dem Auftrag und der Finanzierung des ORF sollten erst in einer zweiten Phase behandelt werden.

Für den Player brauche es "ein paar ganz wichtige Voraussetzungen", sagte Wrabetz. "Am einfachsten" wäre es aus seiner Sicht, diese durch eine Erweiterung des Online-Auftrags des ORF zu schaffen. Es sei etwa nicht mehr zeitgemäß, die Plattform erst dann mit Inhalten zu bespielen, wenn diese bereits im Fernsehen zu sehen waren. "Wir müssen die Möglichkeit bekommen, online first zu spielen."

Beschränkungen weg

Nötig sei außerdem der Wegfall der Beschränkungen für Smartphones und Tablets sowie die Streichung der Sieben-Tage-Beschränkung, bekräftigte Wrabetz. Die Inhalte in der TVthek bzw. im ORF-Player müssten zumindest ein Jahr zugänglich bleiben. Auch die BBC dürfe ihre Inhalte ein Jahr lang online zeigen. "Hier ist der österreichische Gesetzgeber gefordert, international entsprechend nachzuziehen." Teil des ORF-Players soll auch ein Modul namens "Open space" werden – eine "offene Video-Plattform für kreative Amateure, Profis und Talente", die vom ORF kuratiert wird.

Die Streaming-App "Zappn" der ProSiebenSat.1.Puls 4-Gruppe, bei der unter anderem auch das Programm von ORF 1 und ORF 2 als Stream abrufbar ist, sehe er nicht als Konkurrenz für den ORF-Player. "Für mich ist ein Player nicht nur eine Streamingmöglichkeit."

Gemeinsame Vermarktungsmöglichkeiten

Über einen zusätzlichen "Austrian Player" könnten aus Sicht des Generaldirektors die Player verschiedener Medienhäuser miteinander vernetzt werden. Er schlug gemeinsame Vermarktungsmöglichkeiten und eine gemeinsame "recommendation engine" vor. "Zappn" könne "natürlich kein Austrian Player" sein, so Wrabetz. "Das wird der ORF nicht machen, dass wir unseren Content nur noch dorthin stellen."

Im STANDARD-Interview formulierte ProSiebenSat1Puls4-Chef Markus Breitenecker Wünsche an die nächste Regierung: Sie möge den ORF davon abhalten, eine eigene Social-Media- und Streamingplattform zu starten. Vor allem die ORF-Stiftungsräte von ÖVP und FPÖ machen Druck auf ORF-Chef Alexander Wrabetz, die Plattform rasch umzusetzen.

Nach viereinhalb Jahren Genehmigungsverfahren geht Ende des Jahres die ORF-Radiothek on air, bestätigte Wrabetz. Über die Plattform können alle ORF-Radios live gestreamt werden, das Programm ist sieben Tage lang abrufbar.

Wrabetz freute sich außerdem über die "erfolgreichsten Sommergespräche in der Geschichte" und gratulierte Moderator Tobias Pötzelsberger zu dessen "eigenständigen, neuen Stil der Gesprächsführung". Noch keine Entscheidung gibt es laut Wrabetz in der Frage, wie es mit der Moderation der Sendung "Hohes Haus" weitergeht. Ob ORF-Moderatorin Patricia Pawlicki, die mit NEOS-Quereinsteiger Helmut Brandstätter verheiratet ist, die Sendung weiterhin moderieren wird, werde nach der Wahl entschieden. (APA, 12.9.2019)