Wenn einer wie Michael Häupl seinen 70. Geburtstag feiert, dann im großen Stil. Am Donnerstagabend trieb es die Parteiprominenz der österreichischen Sozialdemokratie daher hinaus aus dem Stadtzentrum und hinein nach Döbling, wo die Wiener SPÖ im Bruno-Kreisky-Forum zum Umtrunk lud.

Franz Vranitzky, Altkanzler und Ehrenpräsident des von ihm mitbegründeten Bruno-Kreisky-Forums, mit Michael Häupl.
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Vorbereitet wurde die Geburtstagsfeier für drinnen und draußen. Geworden ist es dann ein Open-Air-Fest. Neben dem Gastgeber und Gründer des Bruno-Kreisky-Forums für internationalen Dialog, Altkanzler Franz Vranitzky, standen zahlreiche Granden der Politik auf der – laut Wiener SPÖ – mehr als dreihundert Namen umfassenden Gästeliste. Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner und Parteimanager Thomas Drozda gratulierten für die Bundespartei. Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures kam ebenso wie der ehemalige Finanzminister Rudolf Edlinger und Ex-Bildungsministerin Sonja Hammerschmid.

Vizekanzler gratuliert Häupl

Von der aktuellen Bundesregierung gratulierte Vizekanzler und Justizminister Clemens Jabloner. Auch die ehemalige grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou kam der Einladung nach. Angesichts des laufenden Wahlkampfs für die Nationalratswahl verzichtete Vassilakou aber sonst auf öffentliche Wortspenden: "Kein Kommentar. Alles gut."

Gesprächiger zeigte sich Bürgermeister Michael Ludwig, der Häupls Wirken in der Bundeshauptstadt als Festredner etwa in puncto Landwirtschaft launig zusammenfasste. "Die Qualität des Wiener Weins ist durch dein Engagement besser geworden." Als Zeichen dafür gab es von Ludwig eine symbolische Weinrebe als Geschenk. Der Donauriesling solle am städtischen Weingut am Cobenzl eingepflanzt werden, erklärte Ludwig und versicherte in Richtung seines Vorgängers: "Du erhältst das Deputat auf Lebenszeit."

Eine Rebe vom Bürgermeister für den ehemaligen Stadtchef.
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Eine weitere Aufmerksamkeit gibt es am Freitag für den ehemaligen Bürgermeister. Am Vormittag wird Häupl zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt. Es sei die "höchste Würdigung" und der "höchste Respekt", meinte Ludwig: "Die Verneigung vor einem Bürgermeister, der Wien zur lebenswertesten Stadt der Welt gemacht hat."

Anfang und Ende

Häupl selbst zeigte sich auf der Bühne dankbar für den Applaus. "Ich genieße das schon. Ich habe gar nicht gewusst, dass ich so toll bin", scherzte er. "Mein ursprünglicher Lebensplan war, zu habilitieren und dann an die Uni zurückzugehen", erzählte Häupl vor seinen Gästen. Doch dann hatte ihn der ehemalige Bürgermeister Helmut Zilk ins Rathaus geholt: "Der Mensch denkt und Zilk lenkt", kommentierte Häupl seinen weiteren Werdegang. Rührselig über sein Aus als Bürgermeister sei Häupl nicht. Bei einer politischen Funktion müsse man sich klar sein: "Das ist wie eine Wurscht, da gibt‘s einen Anfang und ein Ende."

Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner gratulierte ebenfalls.
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Ohne Wahlkampftöne kam die Geburtstagsfeier Häupls natürlich auch nicht aus, zum Ibiza-Video meinte der ehemalige Stadtchef: "Dass das nicht der Megaskandal der Republik wurde und die FPÖ auf drei Prozent heruntergerasselt ist, ist für mich unbegreiflich."

Rendi-Wagner will Häupl nacheifern

Rendi-Wagner hielt sich mit ihren Glückwünschen auf der Bühne kurz. Sie verwies darauf, dass im Jahr 2015, in Häupls letztem Wienwahlkampf als Spitzenkandidat, der SPÖ in allen Meinungsumfragen herbe Verluste prognostiziert wurden. Doch man dürfe keine "voreiligen Schlüsse ziehen", sagte Rendi-Wagner. Schließlich lag Häupl am Wahlabend 2015 zehn Prozent über den Umfragewerten, sagte die Bundesparteichefin: "Das ist für mich der Wegweiser in den kommenden zwei Wochen." (ook, krud, 12.9.2019)